Die Matthäuskirche in Sontheim ist eine 1898/99 erbaute und am 1. Oktober 1899 eingeweihte evangelische Kirche im neuromanischem Stil, die seit 1991 als Kulturdenkmal ausgewiesen ist.
Bild: P. Schmelzle wikimedia.org CC BY-SA 3.0
Die evangelische Gemeinde im einst zum Deutschen Orden zählenden und daher katholischen Sontheim entwickelte sich im Zuge der Industrialisierung und damit dem starken Anwachsen der Bevölkerung von 80 Protestanten im Jahr 1825 auf 500 Personen im Jahr 1884. In jenem Jahr wurde daher eine (bis 1906 von Horkheim aus verwaltete) eigene Pfarrei gegründet, die ihre Gottesdienste zunächst in einem zur Verfügung gestellten Saal abhielt. 1888 wurde der Bau einer evangelischen Kirche angeregt und der Stuttgarter Baurat Theophil Frey mit der Planung beauftragt. 1894 erwarb die evangelische Gemeinde ein geeignetes Grundstück und 1897 wurden die Bauarbeiten in der Neckar-Zeitung ausgeschrieben.
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Die Kirche war von Frey als Verwirklichung der fortschrittlichen Ansätze des „Wiesbadener Programms“ für den Kirchenbau entworfen worden und wurde unter Baumeister Gottlob Schaudt von den Bauunternehmern Eckert aus Sontheim und Hagenmayer aus Heilbronn mit dem Heilbronner Schilfsandstein und hochwertigen Schreinerarbeiten im Inneren ausgeführt. Die Grundsteinlegung fand am 2. Juni 1898 statt, die Einweihung am 1. Oktober 1899. Die Baukosten betrugen 119.406,99 Mark, die durch einen bereits in den 1880er Jahren gegründeten Kirchenbaufond und durch reiche Spenden der Sontheimer Zwirnerei Ackermann bestritten wurden. Die Malereien im Inneren gestaltete der Stuttgarter Hofdekorationsmaler Eugen Woernle. Die ursprünglichen Chorfenster schuf Rudolf Yelin der Ältere (1864–1940).
Am 20. April 1955 konnten drei neu angeschaffte Glocken geweiht werden, die auf das Geläut der nahen katholischen Kirche abgestimmt sind. In den 1950er Jahren fanden zudem mehrere Adventsbasare und Konzerte statt, mit denen Mittel zur Reparatur der Kriegsschäden gesammelt wurden. Im Dezember 1960 wurden die von Rudolf Yelin dem Jüngeren (1902–1991) gestalteten neuen Chorfenster in der Kirche installiert. 1965 konnten endlich die letzten Kriegsschäden durch umfangreiche Instandsetzungsarbeiten beseitigt werden, bei dieser Gelegenheit wurde auch ein neuer Altar beschafft. Allerdings hat man 1965 auch die nicht mehr dem schlichten Stil der Zeit entsprechende Ausmalung der Kirche beseitigt.
Ab 1986 wurde das ursprünglich zur Matthäuskirchengemeinde gehörende Dietrich-Bonhoeffer-Gemeindezentrum erbaut, das 1988 eingeweiht wurde und eine eigene Kirche enthält, die 1991 zur eigenen Pfarrgemeinde erhoben wurde, wodurch der bisherige Gemeindeteil Sontheim-Ost aus der Matthäuskirchengemeinde ausgegliedert wurde und sich diese merklich verkleinerte. 1992 musste der Kirchenchor wegen Mitgliederschwunds zunächst eingestellt werden. Nachdem ab 1995 in der Sontheimer Ortsmitte auf dem ehemaligen Ackermann-Gelände umfangreiche Wohnbebauung entstand, wuchs die Matthäusgemeinde wieder merklich an, so dass 1996 auch wieder ein Kirchenchor gegründet werden konnte.