Kapuzinergruft

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Die Kapuzinergruft, auch Kaisergruft genannt, ist eine Begräbnisstätte der Habsburger und Habsburg-Lothringer in Wien. Die Gruft befindet sich am Neuen Markt unter der Kapuzinerkirche und wird von den gleichnamigen Ordensbrüdern, den Kapuzinern, betreut.

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Geschichte

Ihre Gründung wurde 1618 von Kaiserin Anna testamentarisch festgelegt. Errichtet wurde die Gruft vom Kapuzinerorden. Kaiserin Anna stiftete dem Orden dafür eine Kirche und ein Kloster. Der Bau begann 1622 und dauerte 11 Jahre. Nach der Fertigstellung im Jahr 1633 wurden die Särge der Kaiserin Anna und ihres Gemahls Kaiser Matthias in die Gruft überführt. Seither wurde die Gruft insgesamt achtmal erweitert.

Kaiser Ferdinand III. gab den Auftrag zur Erweiterung der Gruft. Dadurch schuf er die Grundlage zum Ausbau der Kaisergruft zu einer Erbbegräbnisstätte der Familie Habsburg (später Habsburg-Lothringen). 1662 lieferte Steinmetzmeister Ambrosius Ferrethi aus Kaisersteinbruch für die Gründer- und Leopoldsgruft Bodenplatten und Stiegenstufen aus glattpoliertem Kaiserstein.

Heute ist die Kaisergruft das Grabmal für 12 Kaiser, 19 Kaiserinnen und viele weitere Mitglieder der Familie Habsburg bzw. Habsburg-Lothringen. Künstlerisch bemerkenswert sind die Karlsgruft (unter Kaiser Karl VI. vor 1720 angelegt, geplant von Johann Lucas von Hildebrandt) und die Maria-Theresiengruft (1758, geplant von Jean Nicolas Jadot de Ville-Issey und Nikolaus Pacassi), die in einem anmutigen Rokokostil gehalten ist. Der große, spätbarocke Doppelsarkophag für Maria Theresia und Franz Stephan stammt von Balthasar Ferdinand Moll.

Die letzte Bestattung war die von Karl-Ludwig Habsburg-Lothringen, dem Sohn Karls I., am 12. Jänner 2008.

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Begräbniszeremonie

Zu der Begräbniszeremonie der Habsburger gehörte es, Körper, Eingeweide und Herz getrennt zu bestatten. Die Herzen wurden in der Herzgruft in der Augustinerkirche und die Eingeweide in den Katakomben des Stephansdoms bestattet.

Einige Habsburger wie Isabella von Bourbon-Parma (1741–1763) ließen auf eigenen Wunsch keine Sezierung und Einbalsamierung durchführen.

Der letzte Habsburg-Lothringer, bei dem eine solche getrennte Bestattung durchgeführt wurde, war Erzherzog Franz Karl, der Vater von Franz Joseph I.

Im Laufe der Zeit entwickelte sich eine "Einlasszeremonie" in die Gruft. Vermutlich leitet sich dies davon ab, dass die Sargträger sich mittels Klopfzeichen verständigten. Der Trauerzug hielt vor der verschlossenen Tür der Gruft und ein Herold klopfte an die Tür. Darauf fragte einer der Kapuziner-Brüder von drinnen: „Wer begehrt Einlass?“ Der Herold antwortete mit allen zu Lebzeiten der/des Verstorbenen getragenen Titeln. Von drinnen erfolgte allerdings die Antwort "Wir kennen sie/ihn nicht!". Daraufhin klopfte der Herold noch einmal. Wieder wurde gefragt „Wer begehrt Einlass?“ Diesmal antwortete der Herold mit der Kurzfassung der Titel. Doch die Antwort war "Wir kennen sie/ihn nicht!". Der Herold klopfte ein drittes Mal, wieder wurde dieselbe Frage gestellt. Nun antwortete der Herold: „X.Y., ein armer Sünder.“, woraufhin das Tor geöffnet wurde.