Bautzen II - Ein Stück DDR Geschichte

Egal wo wir Bautzener Urlaub machen, wenn man gefragt wird wo man wohnt, kommt vom Gegenüber immer: "Bautzen? Das ist doch dort wo der Knast ist!". Und ja, genau da liegt es. denn Bautzen steht im Bewußtsein der Bürger für Unrecht und politische Verfolgung in der DDR.

Heute ist in dem ehemaligen "Stasi-Knast" Bautzen II eine Gedenkstätte. Es wird hier an die Opfer beider Bautzener Gefängnisse erinnert, denn es gibt nicht nur Bautzen II sondern auch Bautzen I, besser bekannt unter "Gelbes Elend", wegen seiner gelben Klinkersteinfassade.
Als einzige Strafvollzuganstalt der DDR unterstand Bautzen II inoffiziell dem Ministerium für Staatssicherheit.

Hier wurden die sogenannten "Staatsfeinde": Republikflüchtlinge, Spione, westl. Geheimdienste, Fluchthelfer aber auch straffällig gewordene Funktionäre des SED Herrschaftsapparates gefangen gehalten.

Zwischen 1956 bis 1989 wies die Stasi ca. 2700 Menschen nach Bautzen II ein, über 80% davon aus politischen Gründen. Die Strafgefangenen waren bis zu 4 Personen in einer Zelle die nur wenige Quadratmeter groß war, in dieser mußten sie auf Jahre miteinander leben.

Alle Zellen und die Gemeinschaftsräume wurden abgehört und darüber Protokoll geführt. Die Häftlinge kommunizierten dann über Codes. Auch Angehörige versuchten Nachrichten in das Gefängnis zu schmuggeln, meist sind aber diese Aktionen aufgeflogen, denn es wurde alles bis ins Detail untersucht.

Natürlich gab es auch Arrest, dieser wurde schon verhängt wenn ein Gefangener nur ein falsches Wort sagte. Die Arreststrafe durfte normalerweise 21 Tage nicht überschreiten und zwischen zwei Arreststrafen sollten 7 Tage liegen. Dies wurde allerdings nicht oft eingehalten. Die Zellen waren so gebaut, das Waschbecken und Toilette getrennt von der übrigen Zelle war. Die Tür konnte so geschlossen werden, dass der Gefangene nicht an Toilette und Waschbecken heran kam.

Bei diesem Arrest handelte es sich um eine besondere Art des Psychoterrors, denn so mancher Wärter wartete bis die Gefangenen ihre Notdurft in die Hose verrichteten. Natürlich wurden sie dafür wieder bestrafft und beschimpft. Die Pritsche war auch nur von aussen (also von den Wärtern) von der Wand klappbar, somit konnten sich die Gefangenen auch nicht schlafen legen, wenn sie wollten.

In den Gängen und Zellen sind Tafeln aufgestellt, wo die Einzelschicksale der Insassen dokumentiert sind.


Berühmte Insassen sind z.B.:

  • Eduard Zimmermann, anfangs Krimineller, dann „Verbrecherjäger“, später Journalist und Sicherheitsexperte – recherchierte/spionierte (Auslegung abhängig vom Standpunkt) in der DDR
  • Ernst Thälmann, Vorsitzender der KPD
  • Bruno Richard Hauptmann, später mutmaßlicher Mörder von Charles Lindberghs Sohn (Schuld umstritten), in den USA hingerichtet
  • Hans-Ulrich Klose, später für die CDU Vize-Präsident des Landtages von Nordrhein-Westfalen


Die Gedenkstätte kann man auf eigene Faust erkunden. Es werden aber auch Führungen, Filmvorführungen, Fortbildungen, Veranstaltungen und Schülerprojekte angeboten.