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Ein historischer Spaziergang durch Stadthagen

Bildurheber: Mit freundlicher Genehmigung der Stadt Stadthagen

Am Nordhang der bis zu 367 m hohen Bückeberge, zwischen Deister und Weser liegend, befindet sich Stadthagen, die Kreisstadt des Landkreises Schaumburg. Stadthagen hat heute 23.200 Einwohner.

Um 1222 wurde die Altstadt Stadthagens durch Graf Adolf IH. in dem Urwald am Bückeberg planmäßig gegründet. Stadthagen ist das Zentrum der Schaumburg-Lippischen Hagenhufendörfer.

In der Mitte der Altstadt liegt der Marktplatz; von den 4 Ecken gehen je 2 Straßen aus, die durch Quergassen verbunden sind (Leiterschema). Die Altstadt war mit Graben, Wall und einer Stadtmauer befestigt und ist eine typische Stadtgründung des Hochmittelalters. Der alte Wall, mit Bäumen bestanden, umgibt noch heute vollständig die Altstadt.

Am Marktplatz sind noch viele wunderschöne Fachwerkbauten zu bewundern, unter anderem Am Markt Nr. 21, das am reichsten verzierte Haus der Stadt, Nr. 15, Nr. 23 aus dem Jahre 1650 und Nr. 4, das über 100 Jahre lang den Ausschank der „Städtischen Brauerei” beherbergte.

Am Markt Nr. 8, Ecke Markt-Echternstraße, steht ein wunderbares Fachwerkhaus von 1573, das „Haus zum Wolf”. Hier sind die Fächerrosetten und Schiffskehlen farbig gestaltet. Entlang der Nord-Ostseite des Marktplatzes erstreckt sich das steinerne Rathaus, ein Bau von 1595 bis 1602 im Stil der Weserrenaissance. Die drei Erker wurden von wertvollen Steinmetzarbeiten (Wächterbüsten) gekrönt. Der Steinmetz war Johann Robyn aus Flandern. Die Utlucht auf der Ostseite ist zurückgesetzt worden. Auch heute noch befindet sich die gesamte Stadtverwaltung und der Ratssaal im Zentrum hinter dem alten Rathaus.

Bildurheber: Mit freundlicher Genehmigung der Stadt Stadthagen

An der Ostseite des Marktplatzes, am Kirchhofe, liegt die St. Martini-Kirche. Der älteste Teil ist der 42,3 m hohe Turm mit Satteldach. Ab 1318 wurde der Chor als Grablege der Schaumburger Grafen erweitert und das Kirchenschiff zu einer gotischen Hallenkirche ausgebaut. Kurz hinter dem Haupteingang steht das 4,5 m hohe und 9 m breite steinerne Grabmal des Grafen Otto IV zu Schaumburg mit seinen beiden Frauen. Es wurde 1581 eingeweiht. Das kostbarste Ausstattungsstück der Kirche ist der Schnitzaltar aus Flandern, hergestellt im Jahr 1460. Der Altar wurde 1585 im Stil des Bückeburger Barock durch den Kanzler Anton von Wietersheim umgestaltet. Das Mittelschiff zeigt ein spätgotisches Werk Christus am Kreuz, umgeben von Maria und Johannes.

Direkt an die St. Martini-Kirche grenzt das siebeneckige Mausoleum des Fürsten Ernst zu Schaumburg. Der Entwurf stammt von dem italienischen Baumeister Giovanni Maria Nosseni. Im Inneren befindet sich das in der deutschen und europäischen Kunstgeschichte berühmte Marmor- und Bronzegrabmahl des Fürsten Ernst. Das Grabmal ist von Adrian des Vries von 1613 bis 1620 in Prag hergestellt worden. Am alten Kirchhof befindet sich die alte Lateinschule, ein gotischer Bau aus dem Jahre 1565, sowie weitere schöne, alte Fachwerkbauten; eine Balkeninschrift zeigt den ursprünglichen Namen der Stadt „Grevenalfeshagen” (Graf Adolfs Hagen).

In der Niedernstraße, der tiefergelegenen Straße, befinden sich mehrere sehenswehrte Fachwerkbauten.

Vor dem Niederntore liegt das älteste Bauwerk der Stadt Stadthagen, die schlichte St. Johanniskapelle von 1312. Die schrägen Sehschlitze an der Nordseite waren für die Lepra-kranken bestimmt, um ihnen die Teilnahme am Gottesdienst zu ermöglichen. In der Kapelle hängt ein Epitaph für Anton Vogelsang, der „als ganz verlassener Waise” nach Amsterdam und Batavia ging und der Armenanstalt seiner Heimatstadt Stadthagen 3000 Thaler spendete.

Von der alten Stadtmauer ist auf der Westseite der Stadt am Zentralen Omnibusbahnhof ZOB noch ein Stadtturm aus dem Jahre 1423 erhalten. Die Ansätze der Stadtmauer sind noch gut zu erkennen. Auf der Ostseite der Altstadt liegen mehrere Adelshöfe, von denen vor allem der Landsbergsche Hof aus dem Jahre 1731 zu erwähnen ist, hier ist jetzt die Städtische Bücherei untergebracht.
An der Südostseite der Altstadt liegt das Schloss; es wurde ab 1200 als Wasserschloss erbaut. Der heutige Bau wurde als früher Bau der Weserrenaissance 1534 bis 1544 von dem schwäbischen Baumeister Jörg Unkair errichtet. Das prächtige Bauwerk wird durch stattliche Giebel mit Halbkreisaufsätzen und Kugeln geschmückt.
Seit 1919 ist das Schloss Eigentum des Freistaates Schaumburg-Lippe, seit 1946 des Landes Niedersachsen. Es ist jetzt Sitz des Finanzamtes.

Vor dem Schloss steht das alte Amts- und Gerichtsgebäude von 1553. Der Fachwerkbau bietet in verschwenderischer Pracht eine herrliche Holzarchitektur an den Füllungen und Ständern, 23 Stahlrosetten zieren die Giebelseiten und wundervoll sind die mit Perlenreihen und Bändern ausgefüllten Schiffskehlen. In diesem Gebäude befindet sich heute das Museum Amtspforte.

Bildurheber: Mit freundlicher Genehmigung der Stadt Stadthagen

Stadthagen heute ist als Kreisstadt und Mittelzentrum nicht nur industrieller Schwerpunkt und Verwaltungssitz im Landkreis Schaumburg, sondern für mehr als 50.000 Menschen auch das Zentrum für Versorgung und Dienstleistungen. Die Stadt selbst hat 23.200 Einwohnerinnen und Einwohner.
In der Stadtentwicklung trägt Stadthagen den Anforderungen an seine Funktion als Mittelzentrum Rechnung. Die inzwischen weitgehend abgeschlossenen Sanierungsmaßnahmen im Altstadtbereich bewirken unter Erhaltung des durch Funktionsmischung geprägten Altstadtcharakters, dass die dort konzentrierten Einkaufs- und Dienstleistungseinrichtungen noch stärker angenommen werden. Hierdurch zieht Stadthagen auch aus dem Umland zusätzliche Kaufkraft an. Stadthagens Freizeitangebot hat Anziehungskraft weit über die Grenzen der Stadt hinaus. Hierzu zählen u. a. das Freizeitbad Tropicana und die vielfältigen kulturellen Veranstaltungen in den mittelalterlichen Stadtmauern. Stadthagen bietet alle erforderlichen öffentlichen Einrichtungen einschließlich einer umfassenden ärztlichen Versorgung u.a. mit dem Klinikum Schaumburg, Abteilung Stadthagen und einer Augenklinik.
Aufgrund seiner attraktiven Altstadt, den zahlreichen Perlen der Weserrenaissance (Stadthagen ist EWR-Standort), der landschaftlich reizvollen Lage und der vielseitigen Freizeitangebote ist Stadthagen ein begehrter Wohnstandort. Wegen seiner günstigen Verkehrsanbindung an den Großraum Hannover - Stadthagen ist S-Bahn-Haltepunkt - ist Stadthagen auch für Bauwillige aus dem Großraum Hannover interessant. Dass Unternehmen die Standortvorteile zu schätzen wissen, zeigen die vorhandenen Industrie- und Gewerbebranchen. Größter Arbeitgeber ist die Firma Faurecia Sitztechnik GmbH & Co. KG.
In Stadthagen arbeiten in rd. 1.300 Betrieben gut 10.000 sozialversicherungspflichtige Beschäftigte. Hiervon sind etwa die Hälfte im verarbeitenden Gewerbe und Baugewerbe tätig. Eine besondere Stärke Stadthagens ist die Aus- und Fortbildung. Neben den allgemeinen Schulsystemen sind ein Berufsschulzentrum und eine Kreisvolkshochschule mit umfassendem Angebot zur Weiterbildung ebenso vorhanden wie Fachschulen für die Bereiche Altenpflege, Betriebswirtschaft, Hotel- und Gaststättengewerbe und für Technik.