Das Technische Museum Wien

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Das Technische Museum Wien (kurz TMW) zeigt Exponate und Modelle aus der Geschichte der Technik unter besonderer Berücksichtigung des österreichischen Anteils an der technologischen Entwicklung. Die hellen, mit Glaskuppeln überdachten Innenhöfe gelten weiters als Besonderheit des Museums an sich. Es liegt in Wien-Penzing an der Mariahilfer Straße im Gustav-Jäger-Park.

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Die Geschichte

Anlässlich des 60-jährigen Jubiläums des Regierungsantrittes Kaiser Franz Josephs I im Jahr 1908 wurde beschlossen, in Wien ein Technisches Museum für Industrie und Gewerbe zu errichten. Die Initiative dazu ging im Wesentlichen von Wilhelm Exner aus, der die Idee eines solchen Museums seit der Wiener Weltausstellung 1873 verfolgte. Im Gründungskomitee waren auch die Industriellen Arthur Krupp und Johann Kremenezky, die das Vorhaben finanziell unterstützten, weitere Förderer waren unter anderem Bernhard Wetzler und das Bankhaus Rothschild.

Nachdem die Standortfrage geklärt war, das Museum sollte im 14. Wiener Gemeindebezirk unweit der kaiserlichen Residenz in Schönbrunn auf den, von der Stadt Wien kostenlos zur Verfügung gestellten, „Spitzackergründen“ errichtet werden, wurden erste Vorstudien von Emil von Förster ausgearbeitet. Nach dessen überrschendem Tod im Jahr 1909 wurde eine „Ideen-Konkurrenz“ unter in Wien tätigen Architekten ausgeschrieben, an der sich unter anderem Otto Wagner, Adolf Loos, Rudolf Tropsch und Max Ferstel beteiligten. Die Teilnehmer hatten nur zwei Monate Zeit ihre Entwürfe zu erstellen, dennoch wurden 24 Projekte eingereicht. In die Endauswahl kamen die Pläne von Max Hegele, Rudolf Krausz und Hans Schneider, dessen Entwurf den Studien Försters nahe kam und der schließlich den Zuschlag erhielt. Auf Kritik von Seiten der Wiener Künstlervereinigungen stieß vor allem die Ablehnung von Otto Wagners Projekt.

Das Museum war eines der ersten repräsentativen Stahlbetongebäude in Österreich (bereits 1904 hatte Otto Wagner dieses Material beim Bau der Wiener Postsparkasse verwendet). Dem Zeitgeschmack entsprechend wurde die Fassade historisierend gestaltet. Die Struktur des Bauwerks, die hellen Ausstellungshallen und die, für jene Zeit sehr moderne, Elektrifizierung mit insgesamt 46,4 Kilometern an verlegten elektrischen Leitungen nicht zuletzt für die Demonstrationsapparate und Maschinen entsprachen den Ansprüchen an ein funktionales Museumsgebäude.

Am 20. Juni 1909 erfolgte die Grundsteinlegung durch den Kaiser. Das Gebäude wurde 1913 fertiggestellt, die für 1914 geplante Eröffnung verzögerte sich allerdings durch den Ersten Weltkrieg bis zum 6. Mai 1918. Im März 1919 konnte bereits der 100.000ste Besucher begrüßt werden.

Das Museum wurde bis 1922 von einem Verein betrieben, dann aus wirtschaftlichen Gründen verstaatlicht, da viele frühere Förderer mit dem Ende der Monarchie und den Wirren der Nachkriegszeit weggefallen waren. Von 1930 bis 1949 war Viktor Schützenhofer Direktor des Museums. In der Zeit des Nationalsozialismus kam auch das Technische Museum in den Besitz von Objekten und Materialien, die Juden geraubt worden waren. Auf Basis des Kunstrückgabegesetzes aus dem Jahr 1998 wurde schließlich mit der Provenienzforschung begonnen und der staatlichen Kommission für Provenienzforschung bislang 17 Dossiers übergeben. In vier Fällen wurde die Restitution bereits durchgeführt, darunter der Nachlass des 1942 ermordeten Technikhistorikers Hugo Theodor Horwitz, der seinem Sohn übergeben wurde.

Von 1992 bis 1999 wurde das Gebäude generalsaniert, die Glaskuppeln der überdachten Innenhöfe um ein Stockwerk angehoben und halbversenkt vor dem Haupteingang ein Glasvorbau als Eingangsbereich angebaut. Darin befinden sich jetzt Garderoben für Besuchergruppen, Schulklassen etc., die Kassen und ein Museumsshop. Mit dem 1. Jänner 2000 wurde das Museum entsprechend dem Bundesmuseen-Gesetz von 1998 in die Vollrechtsfähigkeit entlassen; seit damals ist Gabriele Zuna-Kratky Direktorin des Museums.

Die Exponate

Der Schwerpunkt der Ausstellungen liegt auf der Vermittlung technischer Konzepte. Deshalb gibt es eine große Zahl von Funktionsmodellen, die Besuchern die Möglichkeit geben technische Vorgänge nachzuvollziehen und dem technischen Fortschritt entsprechend immer wieder erneuert werden.

Das Museum verfügt über zahlreiche, zum Teil recht große historische Demonstrationsmodelle, etwa aus dem Bereich der Eisenbahn, des Schiffbaus, der Luftfahrt und der Industrie. Herausragend sind dabei die funktionsfähigen Dampfmaschinen. Weiters ist im Technischen Museum eine der größten Sammlungen historischer Musikinstrumente in Österreich untergebracht.

Im Zuge der Renovierung des Gebäudes und der damit einhergehenden Umstrukturierung der Sammlung wurden die historischen Schienenfahrzeuge großteils in das Eisenbahnmuseum Strasshof in Niederösterreich überstellt, wo sie vom 1. Österreichischen Straßenbahn und Eisenbahnklub betreut werden. Weitere Schienenfahrzeuge wurden anderen Vereinen, Sammlungen oder kommerziellen Leihnehmern überlassen, darunter etwa dem Eisenbahnmuseum Schwechat des Vereines der Eisenbahnfreunde. Ende 2008 wurden einige der wertvollsten Eisenbahnfahrzeuge nach teilweise aufwändiger Restaurierung wieder in der Haupthalle des Museums ausgestellt, andere Exponate wurden als Leihgaben an regionale Eisenbahnmuseen in den Bundesländern vergeben.

Die Abteilung für Straßenfahrzeuge blieb im Museum. Sie zeigt Meilensteine der österreichischen Kraftfahrzeuggeschichte der Marken Austro-Daimler, Gräf & Stift, Steyr, Puch u.a. Zu den ältesten Schaustücken gehören der Benz des Eugen Zardetti (1893), das erste in Österreich betriebene Benzinautomobil, und eines der ältesten im Originalzustand erhaltenen Fahrzeuge überhaupt, der zweite Marcus-Wagen (1888/89). Um den Aufbau dieser Sammlung hat sich in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg der damalige Kustos Hans Seper besonders verdient gemacht. Vom zweiten Marcus-Wagen wurde unter Aufsicht des Museums eine Replika angefertigt, die am 17. Mai 2006 in Anwesenheit von Bundespräsident Heinz Fischer der Öffentlichkeit präsentiert wurde. Damit sollen Versuchsfahrten und
Ausfahrten vor Publikum durchgeführt werden, ohne das wertvolle Original strapazieren zu müssen.

Ein weiterer Teil mit Sammlungsstücken aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts stammt aus dem 1807 gegründeten k.k. Fabriksprodukten-Kabinett, dessen Ziel es war Industrieprodukte aus der Frühindustrialisierung der Monarchie zu sammeln.