Der Reichstag ist ein monumentales Bauwerk aus der Gründerzeit des Deutschen Reiches; er ist über 100 Jahre alt, hat eine wechselvolle Geschichte und eine prägnante Silhouette. Seine Entstehung verdankt der Prachtbau am Tiergarten der Gründung des Deutschen Reiches 1871.
Die Reichsregierung sucht zu dieser Zeit nach einer neuen Residenz. Die Querelen um die Entwürfe für das Gebäude ließen die Jahre ins Land ziehen, bis 1884 mit dem Bau des Entwurfs von Paul Wallot begonnen wurde. Zehn Jahre dauerte es, bis die Reichsregierung in das prachtvolle Haus einziehen konnte.
Seine politisch bedeutendste Zeit hatte der Reichstag von 1918-1933. Nach dem I. Weltkrieg rief der Sozialdemokrat Scheidemann von hier die Weimarer Republik aus. Bis zur Machtergreifung Hitlers 1933, war der Reichstag Bühne der ersten Deutschen Demokratie. Den Reichstagsbrand 1933 nahmen die Nazis zum Anlass, die wichtigsten Grundrechte der Weimarer Verfassung aufzuhebeln. Nach dem Brand blieb das Reichstagsgebäude ungenutzt; Hitlers Scheinparlament zog in das Haus der Krolloper gegenüber dem Reichstag.
Im II. Weltkrieg wurde der Reichstag Opfer heftiger Bombardements und wurde fast völlig zerstört. In Berlin tobten besonders erbitterte Gefechte um die Eroberung des symbolträchtigen Reichstags. Weltweit bekannt wurde das Foto der Flaggenhissung durch Soldaten der Roten Armee auf dem Hauptgesims der Ostfassade des Reichstagsgebäudes.
1954 musste die Kuppel gesprengt werden. In den 60 Jahren baute man ihn in vereinfachter Form wieder auf. Der Reichstag beherbergte bis in die 80er Jahre die Dauerausstellung "Fragen an die Deutsche Geschichte".
Der Reichstag war aber auch seit dem Bau der Mauer 1961 tragischer Ort für viele Versuche, die Grenze nach Westberlin zu überwinden. Dem Gedenken an die Mauertoten zeugen die Kreuze neben dem Reichstag im Tiergarten.