Denkmal für die ermordeten Juden Europas - Holocaust-Mahnmal

Bildurheber: Gisela Pape


2711 Stelen erinnern an die ermordeten Juden Europas

2711 Stelen aus Beton mitten in der Hauptstadt - das Denkmal für die ermordeten Juden Europas.

Es sind Steine des Anstoßes. Das einem wogenden steinernen Feld gleichende Mahnmal mit unterschiedlich hohen, eng beieinander stehenden Säulen, das erinnern soll an das größte Menschheitsverbrechen und auffordert, Stellung zu beziehen.

Bildurheber: Gisela Pape


Am 10. Mai 2005 eröffnet, sollen 60 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges mit dem Denkmal als zentralen Ort der Erinnerung die sechs Millionen ermordeten Juden geehrt werden und die Erinnerung an ein unvorstellbares Geschehen der deutschen Geschichte wachgehalten werden.

Das Denkmal soll alle künftigen Generationen mahnen, die Menschenrechte nie wieder anzutasten, stets den demokratischen Rechtsstaat zu verteidigen, die Gleichheit der Menschen vor dem Gesetz zu wahren und jeder Diktatur und Gewaltherrschaft zu widerstehen.

Auf der Eröffnungsfeier des Denkmals spricht Sabina van der Linden: „Ich bin die Stimme von sechs Millionen ermordeter Juden, ich bin die Stimme der glücklichen Überlebenden, ich bin die Einzige in meiner Familie, die überlebt hat.“ Sabina van der Linden war elf Jahre alt, als sie mit ansehen musste, wie ihre gesamte Familie im Konzentrationslager Belzec ermordet wurde. Die zierliche 75-Jährige, die eigens aus Australien angereist ist, steht am Rednerpult und erzählt in knappen Sätzen ihre Lebensgeschichte. Vor ihr die Staatsspitze der Bundesrepublik, neben ihr alte Männer und Frauen - Überlebende des Holocaust wie sie. Der Bundestagspräsident Wolfgang Thierse sagt, dass das Mahnmal ein offenes Denkmal sein soll, das verschiedene Interpretationen zulasse. Es sei kein steinerner Schlussstrich, sondern trage dazu bei, die Geschichte wach zu halten.

Bildurheber: Gisela Pape


Auf dem Weg vom Brandenburger Tor zum Potsdamer Platz ist das Mahnmal für die Berliner und Berlinbesucher unübersehbar - auf dem Gelände der ehemaligen Ministergärten gelegen, nur einen Steinwurf vom früheren Machtzentrum der Nationalsozialisten, der nach dem Krieg abgerissenen Reichskanzlei mit dem "Führerbunker", entfernt, in Nähe zum Berliner Parlaments- und Regierungsviertel.

Bildurheber: Gisela Pape


Der Untergrund, in dem die Stelen eingelassen sind, ist wellenförmig, fällt mal nach rechts, mal nach links ab. Die Stelen aus grauem Beton sind jeweils 95 cm breit und 238 cm lang. Sie sind unterschiedlich hoch, am Rande des Stelenfeldes flach wie Sarkophage, in der Mitte bis zu 4, 70 Meter hoch. Der Weg zwischen den Stelen ist nur 96 cm breit.

Das Durchschreiten des 19.000 Quadratmeter großen Stelenfeldes löst einen Effekt der Beklommenheit aus. Das ist so gewollt: In der Mitte des Denkmals, überragt und eingeengt von den meterhohen Wänden, ist der Besucher allein mit sich selbst. Und mit seinen Fragen. Mehr als Fragen stellen will dieses steinerne Meer auch gar nicht:
Wie etwa konnte es überhaupt zum Massenmord an den Juden kommen?
Wie hätte ich mich damals wohl verhalten?