Stiftskirche St. Peter (Bad Wimpfen)

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Die Stiftskirche St. Peter in Bad Wimpfen im Landkreis Heilbronn im nördlichen Baden-Württemberg entstand als Kirche des mittelalterlichen Stifts Wimpfen und gilt als eines der bedeutendsten Bauwerke der frühen Gotik in Deutschland.

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Die Kirche liegt inmitten des einstigen Römerkastells Wimpfen im Tal und wurde vermutlich an der Stelle dessen Tempels oder Verwaltungssitzes erbaut. Die Entstehung der Kirche liegt weitgehend im Dunkeln, ein Kirchengebäude an dieser Stelle bestand vermutlich aber schon seit dem 7. Jahrhundert als Teil eines Klosters und wird erstmals in einer Urkunde aus dem Jahr 965 als Besitz des Bistums Worms erwähnt. Die Wandlung in ein weltliches Chorstift datiert vermutlich ebenfalls in die Zeit des Bischofs Hanno von Worms (950–978). Wie die meisten Ritterstifte diente das Stift Wimpfen der Versorgung nachgeborener Söhne von Adligen, denen aufgrund der Erbfolge keine Gebietsherrschaft zufiel und die aus diesem Grund geistliche Laufbahnen anstrebten. Die adligen Chorherren legten üblicherweise keine Gelübde ab, führten keine strenge Lebensweise und gaben ihr Stiftsleben auch häufig wieder auf, wenn sie anderweitig zu Wohlstand oder Gütern gekommen waren. Ein Stiftspropst ist urkundlich erstmals 1068 belegt und war im hohen Mittelalter Archidiakon des Bistums Worms, später wurde das Konvent von einem Dekan geleitet.

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Im 10. oder 11. Jahrhundert wurde die Kirche im Stil der frühen Romanik nach dem Vorbild der Pfalzkapelle der Aachener Königspfalz ausgebaut, wenn auch um rund ein Drittel kleiner als das Aachener Vorbild. Aus dieser Bauphase datieren noch die Westtürme mit dem dazwischenliegenden Westportal. Der heute nur noch anhand von Fundamenten zu bestimmende, östlich anschließende romanische Zentralbau war innen sechs- und außen zwölfseitig gegliedert, an ihn schlossen sich drei kleine Chöre mit Apsiden an.

Im 13. Jahrhundert – inzwischen war westlich oberhalb der Kirche und der alten Siedlung im Tal die Stauferpfalz entstanden – war die Kirche stark verfallen und wurde ab 1269 unter Dekan Richard von Deidesheim erneuert. Als Baumeister berief er einem Steinmetz aus Paris, der die Steine „nach französischer Art behauen“ hat und damit ein Kirchengebäude im damals neuen Stil der Gotik schuf, das aufgrund seiner baulichen Merkmale mit Notre Dame in Paris und dem Straßburger Münster verglichen wird.

Die Stiftskirche wurde nicht in einem Zug erneuert, sondern in mehreren Abschnitten. Zuerst wurden der östlich gelegene Chor und das Querhaus erneuert. 1278 wurde Dekan Richard bereits vor dem neuen Hochaltar beigesetzt. Noch vor 1300 wurden dann Seitenkapellen angebaut und das Langhaus erneuert, ab dem 14. Jahrhundert wurde die Kirche nach Norden hin noch um die mit der Kirche einen Kreuzgang bildenden Stiftsgebäude erweitert. Der Ausbau änderte und verzögerte sich auch aus Geldmangel. Die Westfassade der Kirche blieb daher in ihrer romanischen Form des Vorgängerbaus erhalten, die Osttürme blieben unvollendet und das Dach des Langhauses wurde zunächst flach gedeckt. Erst um 1480 wurde die gewölbte Decke über dem Kirchenschiff vollendet, womit die Kirche im Wesentlichen ihre heutige Gestalt erreicht hatte. Der nördliche Anbau der Kirche wurde ab 1488 von den Stiftsherren bewohnt.

Im 17. und 18. Jahrhundert entstanden um die Kirche die alte und neue Dechanei, die heute das Ensemble abrunden. Nachdem der erste Verteilungsplan der Reichsdeputation das Stift im August 1802 dem Fürstentum Leiningen zuzuteilen vorsah, ergriffen hessische Truppen im November 1802 Besitz von dem Stift. Erst im Anschluss daran erwarb Hessen auch den Rest der ehemaligen Reichsstadt Wimpfen, die durch den Reichsdeputationshauptschluss an Baden gefallen war. Die Stiftsgebäude wurden sukzessive veräußert. Von 1898 bis 1902 wurde die Kirche von Friedrich Adler umfangreich renoviert, unter anderem wurde einer der unvollendet gebliebenen Osttürme aufgestockt. 1947 wurden einige der früheren Stiftsgebäude mit den vertriebenen Benediktinermönchen der Abtei Grüssau neu besetzt, wobei bis 2006 wegen Überalterung und Mitgliederschwund das Klosterleben in St. Peter abermals erlosch.

Die Kirche wurde in den Jahren nach 2000 umfangreich saniert. Nach Abschluss der mehrjährigen Arbeiten ist die schmuckvolle Fassade seit 2006 zumeist wieder ohne Bauzäune und Gerüste zu bewundern. Das Ritterstift St. Peter wurde von der Denkmalstiftung Baden-Württemberg zum Denkmal des Monats Januar 2009 ernannt.