Stadtkirche Westerkappeln

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Kurz nach 800 entstanden neben dem Dom zu Osnabrück die ersten Kapellen, und zwar eine " gen Morgen ", die Ostkapelle, und eine "gen Abend ", die Westkapelle. Daraus entwickelten sich später die Ortsnamen Ostercappeln und Westerkappeln.
Baustil

Gängiger Bautyp im 9. Jahrhundert war der Holzbau. Es ist daher anzunehmen, dass auch die erste Westerkappelner Kapelle eine Holzkirche war. Es ist nicht bekannt, wann die erste Steinkirche errichtet worden ist. Anhand der vorhandenen Bausubstanz lassen sich jedoch einzelne Bauabschnitte rekonstruieren und zeitlich einordnen.

Da ist zunächst der Turm. Obwohl das Kirchspiel Westerkappeln erstmalig 1188 urkundlich erwähnt wurde, ist nicht auszuschließen, dass der Turm schon im 11. Jh. entstanden ist. Er war zunächst nur Wehr- und Fluchtturm, denn er hatte zur ebenen Erde keinen Eingang, sondern nur einen Einstieg in 4,5 m Höhe, der nur über eine Leiter erreicht werden konnte. In Notzeiten flüchteten die Anlieger in den Turm, zogen die Leiter ein und waren so vor ihren Feinden sicher. Darüber hinaus war der Turm durch einen unterirdischen Gang (heute zugemauert) mit dem Haupthof verbunden.

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Im 13. Jahrhundert wurde der Turm erhöht und zum Glockenturm ausgebaut. Das Geläut besteht aus zwei Bronzeglocken aus den Jahren 1509 und 1641. Im 12. Jh. wurde dem Turm ein romanisches Kirchenschiff angefügt. Reste dieses Bauwerks mit dem rundbogigen Eingang erkennt man an den dunkel verfärbten Steinen im unteren Teil des heutigen Kirchenschiffs.






Im Bogenfeld des Portals ist das Weltgericht Gottes mit Christus als Weltenrichter und den beiden Anbetern Johannes der Täufer und Maria dargestellt. Links und rechts des Eingangs erkennt man je eine Figur. Die linke Figur (vom Betrachter) stellt Ecclesia (= christliche Kirche) und die rechte Figur Synagoge (= Judentum) dar.

In der zweiten Hälfte des 13. Jh. wurde die Kirche im Übergangsstil (Übergang von der Romanik zur Gotik) baulich grundlegend verändert. Es entstand mit Langhaus, Querhaus, Chorabschluss und Westturm eine kreuzförmige Anlage mit Domikalgewölbe. Von dieser Bausubstanz ist der mittlere Teil der Südwand und das verkürzte Südquerschiff (heute Vorbau) mit dem Portal erhalten geblieben.

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Die Figurengruppe symbolisiert nach christlichem Verständnis den Sieg des Christentums über das Judentum, das seinen Messias nicht erkannt hat. Alle Figuren (einschl. des Reliefs an der Südwand) zeigen Spuren vorsätzlicher Beschädigungen. Diese stehen im Zusammenhang mit den Bilderstürmern während der Reformationszeit. In gotischer Zeit (2. Hälfte des 15. Jh.) wurde die Kirche zu einer Hallen- oder Predigtkirche umgebaut und mit einem Kreuzrippengewölbe überspannt.

Mit dem Bau der Sakristei um 1500 endete der Kirchenbau.