Schloss Siegelsbach

Schloss Siegelsbach in Siegelsbach im Landkreis Heilbronn im nördlichen Baden-Württemberg geht auf den älteren Hirschhorner Hof zurück und wurde durch die Grafen von Wiser im frühen 18. Jahrhundert zu einer Schlossanlage erweitert. Nach mehreren Besitzerwechseln wurde die Anlage ab 1841 kurzzeitig als Gastwirtschaft mit Brauerei betrieben, die den Namen Badischer Hof trug. Nach weiteren Besitzerwechseln kam es 1862 zur Aufteilung der Anlage. Das Schlossgebäude gelangte dabei in den Besitz der evangelischen Kirchengemeinde, die es seitdem als Pfarrhaus und seit 1960 auch als Kindergarten nutzt.

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Das Anwesen umfasste bei der Verkaufsofferte von 1862 das zweistöckige Schlossgebäude mit sechs Zimmern, Küche, Speisekammer und Waschküche im Untergeschoss und acht Zimmern zuzüglich Speichern im Obergeschoss, außerdem die Brauerei, verschiedene Wirtschaftsgebäude, den Schlossgarten sowie noch 15 Morgen Güter auf Siegelsbacher und Rappenauer Gemarkung. Ein Konsortium aus evangelischer Pfarr- und Schulgemeinde sowie Siegelsbacher Bürgern erbrachte schließlich die Kaufsumme von rund 25.000 Gulden, so dass am 14. März 1862 ein Kaufvertrag geschlossen wurde, nach dem das Schloss nebst Ökonomiegebäuden und großem Garten für 9045 Gulden an die evangelische Pfarrgemeinde, die Brauerei mit dahinterliegendem Gartenanteil für 4000 Gulden an die evangelische Schulgemeinde und die landwirtschaftlichen Güter für zusammen 11.925 Gulden an 25 Siegelsbacher Bürger kamen.

Die Kirchengemeinde machte das Schloss zum Pfarrhaus der neu gegründeten evangelischen Pfarrei. Das Brauereigebäude erwies sich jedoch rasch als zu groß für eine Verwendung als Schulhaus, so dass die Kirchengemeinde die Brauerei 1864 mit einem Gebäudedurchbruch und einer Gartenmauer vom Schloss abtrennte und an Jakob Grötzinger verkaufte, der dort einen Lagerplatz für seinen Ölhandel einrichtete. Als seine Söhne ab 1885 mit der Produktion eigener Fette begannen, kam es wegen der Geruchsbelästigung zu längerem Streit mit der benachbarten Pfarrei. Die Brüder Grötzinger siedelten daher bis 1909 auf ein anderes Grundstück um und verkauften die frühere Brauerei dann an den Landwirt Gustav Hofmann. 1912 verkaufte die Pfarrgemeinde den Großteil des Schlossgartens an die Gemeinde Siegelsbach, die dort 1923 das Siegelsbacher Schulhaus errichtete.

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Das Schloss wurde 1928 renoviert und erhielt 1939 eine Einliegerwohnung für eine Krankenschwester. Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs diente das Schloss als Ausweichquartier der bereits schwer beschädigten Heeresmunitionsanstalt. Nach Kriegsende war das Schloss dann rasch wieder reines Pfarrhaus, bevor 1960 ein bedeutender Umbau erfolgte, durch den im Südflügel ein Kindergarten eingerichtet wurde. Von 1994 bis 1996 wurden im Nordflügel Veranstaltungsräume eingerichtet, ältere Wirtschaftsgebäude wurden abgerissen. Das bereits 1864 vom Schloss abgetrennte ehemalige Brauereigebäude wird seit längerem zu Wohnzwecken genutzt.