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Lindhoop-Denkmal in Kirchlinteln

Bildurheber: Gemeinde Kirchlinteln

Die Bedeutung des Lindhoop-Denkmals

Von Hermann Cordes

Dieses Denkmal im Lindhoop ist aus Findlingen gebaut, die man hier bei uns überall in der Feldmark findet. Es sind verschieden große Felssteine, die durch Gletscher aus Skandinavien hier her transportiert wurden. Es hat vor mehreren 100.000 Jahren drei Eiszeiten gegeben, die letzte vor etwa 20.000 Jahren, als es hier aussah wie am Nordpol. In der folgenden Warmzeit sind die Gletscher geschmolzen. Zurück blieb Sand und Geröll, darunter auch Findlinge.

Auf diesem mageren Boden wuchs dann die Heide, die von den Heidschnucken abgefressen und kurz gehalten wurde. In Kirchlinteln hatte jeder Bauer eine Schnuckenherde. Die Zeit der Heidschnucken nahm vor etwa 130 Jahren ein jähes Ende durch 2 Ereignisse: Es wurde billige Schafwolle aus Australien eingeführt und die Bauern konnten durch die Erfindung des Kunstdüngers die Heide urbar machen. Bei dieser Urbarmachung wurden viele Findlinge ausgepflügt.

Für die Fundamente des Niedersachsenhauses unter den Mittel- oder Wohnständern brauchte man die größeren Steine. Die mittelgroßen legte man unter die Außenwand oder die Nebengebäude, die kleinen Feldsteine als Pflastersteine für die Sandwege und Hofeinfahrten. Jetzt, wo kein Land mehr urbar gemacht wird, sind Feldsteine schon Mangelware geworden und kosten richtig Geld. In der Zeit nach dem ersten Weltkrieg wurde der größte Teil der Heideflächen zu Ackerflächen umgebrochen. An den Feld- oder Waldrändern lagen oft große Haufen von Feldsteinen. Auch nach der Kultivierung der Felder mußten jedes Jahr im Frühjahr nach dem Pflügen die Steine vor der Bestellung abgesucht werden.

---------------------------------------------------------------------Die meisten Steine für das Denkmal stammen aus den Feldern östlich von Kirchlinteln zwischen der Eisenbahn, vor dem Stüh und dem Bückmann. Die größeren Steine, die man schwer aufladen konnte, wurden an Ort und Stelle gehauen. Ein erfahrener Steinsetzer konnte Feldsteine mit dem Vorschlaghammer spalten.

Der Umstand, daß das Denkmal für ein Artillerieregiment aus Hamburg-Altona nun gerade nach Kirchlinteln kam, war der, daß mein Vater als Hauptmann Angehöriger dieses Regimentes war und einen Platz für das Denkmal zur Verfügung gestellt hat. Die Alternative wäre gewesen, ein Kriegerdenkmal an irgend einer Straßenecke in Altona zu errichten. Hier in Kirchlinteln bestand nun die Möglichkeit, das jährliche Regimentsreffen am Denkmal mit einen Ausflug in die Heide zu verbinden.

Zunächst sollte das Denkmal auf dem Heidberg stehen, dort wo das Gelände nach Süden hin abfällt, etwa in der Verlängerung vom Danziger Weg. Man entschied sich dann doch für den Platz am Lindhoop. Auch diese Heide war seiner Zeit in unserem Besitz, bevor es im Jahre 1936 zum Exerzierplatz kam. Der Aufbau wurde rechtzeitig im Frühjahr 1932 damit begonnen, daß ein Modell aus Holz in natürlicher Größe dort errichtet wurde einschließlich der Umfassungsmauer. Alle Regimentskameraden, die auch die Geldgeber waren, konnten sich dadurch von den wirklichen Maßen und Proportionen überzeugen. Bei diesem Modell war die Schwertspitze kürzer; danach ist sie verlängert, so wie sie heute zu sehen ist. Für den Steinsetzer, es war der Steinsetzer Heinrich Bohlmann aus Kreepen, mußte wieder ein Holzgerüst als Schablone aufgestellt werden, damit er die einzelnen Steine dagegen setzen konnte; das wäre sonst gar nicht möglich gewesen, die richtige Flucht einzuhalten, da es sich außerdem nach oben hin verjüngt und immerhin 10 m hoch ist.

Dieses Denkmal ist, das darf man schon sagen, ein Kunstwerk an Steinsetzerarbeit geworden. So weit ich weiß, ist es in dieser Art, mit Feldsteinen errichtet und was so hoch aufragt, einmalig. Dadurch hat es einen hohen kulturellen Wert.

Bildurheber: Gemeinde Kirchlinteln

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Lindhoop Denkmal

Wir können stolz darauf sein, solch ein wertvolles Denkmal aus Feldsteinen erbaut bei uns zu besitzen. Es wäre heute nicht mehr möglich, ein solches Bauwerk zu errichten. Erstensmal gäbe es nicht mehr diese Vielfalt von Feldsteinen, die hier nach Farbe und Form ausgesucht wurden und zweitens gibt es heute keinen Steinsetzer mehr, der die Kunst des Feldsteinschlagens versteht.

Die Idee bei dem Bau dieses Denkmals war es, einen Block aus heimischen Steinen zu errichten, in den an der Vorderfront ein hoch aufragendes Schwert eingebettet war. In der damaligen patriotischen Zeit sprach man von dem heiligen Schwert von Kirchlinteln, so stand es in der damaligen Zeitung bei der Einweihung. Heute vermeiden wir es, das Schwert besonders zu erwähnen und nennen es einfach Lindhoop-Denkmal. Den Entwurf dazu hat ein Kunstmaler, namens Adolf Hinzpeter, gemacht. Er war in Berlin Studienrat für Kunsterziehung an einem Jungs-Gymnasium. Meine Eltern haben ihn 1922 kennen gelernt auf ihrer Hochzeitsreise. Danach hat er seinen Urlaub zusammen mit seiner Frau oft in Kirchlinteln verbracht und während dieser Zeit viele Bilder von Kirchlinteln und der Umgebung gemalt. Mein Vater hat ihm im Jahre 1925 den Auftrag gegeben, oben vom Knakenberg aus die Heide zu malen mit Blick in das Gohbachtal, bevor dort die Heide aufgeforstet wurde.

Als sich nach und nach die Reihen der Regimentskameraden lichteten, hat 1971 das Raketenartilleriebataillon 32 in Barme die Patenschaft übernommen. Das Bataillon hat dann auch die jährlichen Treffen am Denkmal organisiert mit der Kranzniederlegung. Anschließend war das Mittagessen in Barme mit den verbliebenen Kameraden und der Bundeswehr. Leider wurde die Einheit 1993 aufgelöst.

In die Bresche ist dann im vergangenen Jahr eine Gruppe von Personen getreten, die sich die Erhaltung des Denkmals zur Aufgabe gemacht haben. Durch Eigenleistungen und Spenden war es möglich, den Obelisk neu zu verfugen. Dadurch ist für die nächsten Jahre seine Standfestigkeit gesichert.

Wanderwege zum Denkmal, siehe braune Hinweisschilder:
Landstraße L 171 (Kirchlinteln-Verden) , Gebäude der Rinderproduktion Niedersachsen GmbH, Gärtnerei (Autobahn Verden-Ost), Kirchlinteln, Am Schäferhof, Ecke Lönsweg.
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