Hermann-Hesse-Höri-Museum in Gaienhofen

„Künstlerwinkel“ wird heute die reizvolle Halbinsel Höri genannt, die am westlichen Bodensee in den Untersee ragt. Seit Beginn des letzten Jahrhunderts zog sie zahlreiche Künstler und Literaten an, die sich hier niederließen. Der wohl berühmteste unter ihnen war Hermann Hesse, der von 1904 bis 1912 in Gaienhofen als junger Schriftsteller eine Heimat fand. Sein von ihm als „erste legitime Werkstatt seines Berufes“ bezeichnetes und geliebtes erstes Wohnhaus auf der Höri ist heute Teil des Hermann-Hesse-Höri-Museums. Zusammen mit dem schräg gegenüberliegenden ehemaligen Schul- und Rathaus stellt es anhand verschiedener Dauerausstellungen und wech-selnder Sonderausstellungen Hesses Gaienhofener Jahre und darüber hinaus das literarische und künstlerische Schaffen im „Künstlerwinkel Höri“ vor.


Seit 1993 ist das erste Wohnhaus Hesses in Gaienhofen der Öffentlichkeit zugänglich. Im ehemaligen Arbeitszimmer hat der Schreibtisch, der den Schriftsteller auf allen Lebensstationen begleitete, wieder seinen alten Platz eingenommen. Büchervitrinen dokumentieren Fragmente seiner Bibliothek. Fotographien und weitere Exponate im ehemaligen Schlafzimmer und im ehemaligen Kinderzimmer des 1905 geborenen ersten Sohnes Bruno widmen sich Hesses wachsendem Erfolg als Schriftsteller während der Gaienhofener Jahre und seinem Familienleben an diesem Ort. Das ehemalige Wohnzimmer und das Musikzimmer seiner Frau, Maria Bernoulli, bieten heute wechselnden Sonderausstellungen Raum.


Einen detailreichen Überblick über die Jahre Hermann Hesses auf der Höri gibt die Ausstellung „Hesses Gaienhofener Zeit“ im ehemaligen Schul- und Rathaus. Erstausgaben von Hesses Werken, Schriftstücke, Briefe, Bilder und Fotografien sowie zahlreiche persönliche Gegenstände illustrieren die acht Jahre des Dichters am Bodensee. Seine Künstlerfreundschaften zu Malern wie Max Bucherer, Otto Blümel und Ludwig Renner sind ebenso dokumentiert wie seine eigene, später im Tessin aufgenommene malerische Betätigung. Hesses zweite Gaienhofener Wohnstätte rückt anhand von Bauplänen und Fotografien ins Bild. Das stattliche Haus, das er sich 1907 bauen ließ, wurde in den vergangenen Jahren liebevoll restauriert und kann seit 2004 bei verschiedenen Führungen besucht werden.


Neben dem Fokus auf Hermann Hesse widmet sich das Museum in seiner Dauerausstellung den zahlreichen, seit Beginn des 20. Jahrhunderts auf die Höri gezogenen Künstlern. Der Ausstellungsbereich „Literaturlandschaft Höri“ präsentiert eine Übersicht zu Literaten und Verlegern der Region im 20. Jahrhundert. Waren es zu Beginn noch zivilisationsmüde Schriftsteller wie Hermann Hesse und Ludwig Finckh, Ernst Bacmeister und Erich Scheurmann, die diesen abgelegenen Teil des Bodensees als preiswertes Refugium für sich und ihre Arbeit entdeckten, so hat sich das Bild nach 1933 entscheidend gewandelt. Die Höri wurde Zufluchtsort für als „entartet“ geltende Künstler, Schriftsteller und politisch Verfolgte.


Parallel präsentiert das Museum die Ausstellung „Bildende Künstler auf der Höri“. Kurze Biographien machen hier die unterschiedlichen Beweggründe für eine Ansiedlung in der Region deutlich. Neben Werken von Otto Dix, Erich Heckel, Helmuth Macke, Max Ackermann und anderen befinden sich in der Gemälde- und Skulpturengalerie Arbeiten zeitgenössischer Maler und Bildhauer der Höri, die so die Geschichte des „Künstlerwinkels“ fortschreiben.


Im Dachgeschoss des Höri-Museums führt die Ausstellung „Pfahlbauten - Leben in der Jungsteinzeit“ in die Zeit von ca. 4000 bis 2500 v. Chr. auf der Halbinsel. Anhand von Funden aus archäologischen Grabungen in Hornstaad und Hemmenhofen am Bodensee wird das Leben in den Uferrandsiedlungen, den berühmten Pfahlbauten, veranschaulicht und erklärt.

Weitere Informationen unter:

Hermann-Hesse-Höri-Museum
Dr. Ute Hübner (Museumsleitung)
Kapellenstraße 8
78343 Gaienhofen am Bodensee
Telefon: 07735 818-32
Fax: 07735 818-32
E-mail: info@hermann-hesse-hoeri-museum.de
Internet: http://www.hermann-hesse-hoeri-museum.de