Wildpark Potzberg - gefiederte Stars im Sturzflug

Sieben Tage die Woche und seit fünf Jahren keinen Urlaub:
Harald Schauß gönnt sich keine Verschnaufpause, schließlich geht es um seinen Wildpark und seine Vögel. Der 38-jährige hat vor fünf Jahren den Wildpark Potzberg gepachtet und ihn zu einem touristischen Anziehungspunkt im Kuseler Musikantenland ausgebaut. Hauptattraktion ist die Falknerei. Wenn einer der Vögel mit 150 "Sachen" punktgenau auf Schauß' Faust landet, erobert er sich die Herzen des Publikums im Sturzflug.

So hautnah haben viele Leute Greifvögel noch nie erlebt. Und während bei den meisten Vorführungen jeder Vogel einzeln fliegt, "starten" auf dem Potzberg auch mal mehrere Vögel gleichzeitig. Der Falkner versucht, Show- und Lerneffekt miteinander zu verbinden. Wem alles zu schnell geht, dem erklärt er, wann immer er Zeit hat, alles noch einmal ganz genau.
70 Vögel hat Harald Schauß zur Zeit in seiner Obhut: Das Anden-Kondorpaar "Napoleon" und "Josefine", die mit einer Spannweite von 3.50 Metern die größten fliegenden Vögel der Welt repräsentieren, dazu kommen Adler, Geier, Falken, Milane und Bussarde. Große Zuchterfolge, berichtet Schauß, habe er beim Schreiseeadler aus Afrika, beim Roten Milan, bei Falken und Eulen. Der Mann vom Potzberg weiß, dass es Tierschützer gibt, die die Falknerei ablehnen, doch er ist sich sicher, dass diese alte Jagdmethode artgerecht ist und fortgeführt werden muss, um "diese wunderbaren Tiere zu erhalten".

Mit seinen Greifvogelschauen, die regelmäßig im Wildpark stattfinden, möchte er dem Publikum die Angst vor den teilweise mächtigen Tieren nehmen und Interesse wecken. Denn auch bei Harald Schauß fing als "Steppke" alles an. Der Pfälzer aus der Nähe von Trippstadt hatte schon früh gefiederte Freunde. "Ich durfte als Kind mal einen Uhu streicheln, und da war's passiert." Heute hat der Berufsfalkner "das grüne Abitur" (die Jägerprüfung) und die Falknerprüfung schon lange hinter sich. "Kein Zuckerschlecken" sei das gewesen, erinnert er sich. Jagdrecht, Naturschutzgesetze, artgerechte Haltung und vieles mehr standen auf dem Stundenplan.
Doch die Ausbildung alleine macht noch keinen guten Falkner. Auf "Du und Du" mit den Vögeln zu gehen, kostet viel Zeit und Fingerspitzengefühl. "Ich liebe jeden Vogel wie einen Menschen", bringt Harald Schauß auf den Punkt, welchen Stellenwert seine Tiere für ihn haben. Youkon, Sultan und wie sie alle heißen haben den Falkner vom Potzberg nicht nur schon viel Zeit gekostet, sondern auch Benzin. Ab und zu komme es eben vor, erzählt Schauß, "dass einer der jungen unerfahrenen Vögel die starke Thermik unterschätzt und sich davontragen lässt". Sogar in Holland und in Spanien war der Vogelfreund schon, um seine Lieblinge zurück in die Pfalz zu holen.

Während der Tierpark-Leiter von seinen vielen Vögeln erzählt, herrscht kaum eine Minute Ruhe. Schauß rotiert - gerade mal zwei feste Mitarbeiter hat er. Über 25 Hektar Wald-, Feld- und Wiesenfläche und Wildtiere von ganz klein bis groß sind zu pflegen und zu betreuen.
Über Besucher, die Hinweisschilder im Park nicht beachten und dadurch schon so manches Tier in Panik versetzt haben, kann sich Harald Schaus mächtig aufregen, macht in seiner direkten Art klar, was er von solchen Leuten hält. Lebhaft erzählt er dann von seinen Zukunftsplänen: ein neuer Spielplatz und ein Blockhaus zur Bewirtung der Besucher sind geplant, als neue Zuschauerattraktion trainiert er die Falknerei zu Pferd.

Ganz ruhig wird Harald Schauß immer dann, wenn er von Kindern angesprochen wird. Ob er denn mal einen Adler auf den Arm nehmen dürfe, fragt ein Junge. Nein, das gehe unmöglich, bekommt er erklärt, diese Tiere seien sehr schwer und ließen sich nicht von jedem berühren. Aber einen Uhu, den dürfe er nach der Schau streicheln. Der kleine Besucher ist mit dieser Antwort offensichtlich sehr zufrieden und trabt zurück zu seinen Eltern. Wahrscheinlich steht noch ein Abtecher zum Wildschweingehege oder in den Streichelzoo auf seinem Programm.