Stiepeler Dorfkirche

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Die evangelische Stiepeler Dorfkirche, im Süden Bochums im Stadtteil Stiepel gelegen, ist ein Kulturdenkmal des Ruhrgebietes, welches mit seiner über tausendjährigen Geschichte zu den ältesten noch erhaltenen Bauwerken Bochums zählt. Die Bedeutung der Kirche liegt vor allem in den ungewöhnlich umfangreichen mittelalterlichen Wandmalereien.

Im Jahre 1988 wurde die Kirche mit dem sie umgebenden historischen Kirchhof von der Stadt Bochum unter Denkmalschutz gestellt. Am 27. April 1001 vergab Otto III. den zum karolingisch-ottonischen Reichsgut gehörenden Haupthof, der zur bereits um 900 n. Chr. im Heberegister des Benediktinerklosters Werden erwähnten villa stipula gehörte, an den Grafen Liutger aus dem sächsischen Geschlecht der Billunger.

Sieben Jahre später erhielt Graf Liutgers Frau Imma, die dem Geschlecht der Immedinger entstammte, durch die Vermittlung von Kaiser Heinrich II. die Erlaubnis auf der Schenkung eine Eigenkirche zu errichten. Die Erlaubnis, von dem Kölner Erzbischof Heribert vermutlich am 6. April 1008 per Stiftungsbrief erteilt, beinhaltete auch das Recht, uneingeschränkt die Seelsorge auszuüben. Die Kirche soll von Gräfin Imma zu Stiepel, wie sie ebenfalls genannt wurde, zu Ehren der Jungfrau Maria, dem Papst Cornelius und dem Heiligen Cyprianus gestiftet worden sein.

Nach Liutgers Tod am 26. Februar 1011 ging Imma nach Bremen, wo sie selbst am 3. Dezember 1038 verstarb. Noch zu Lebzeiten schenkte sie den Hof stiplaga, auf dem sich auch die Kirche befand, der bremischen Bischofskirche. Von dort kam der Hof in den Besitz der Adeligen des Hauses Lippe.

Von dem Stiftungsbrief, der im Original nicht mehr vorhanden ist, gab es zwei Abschriften die in den Jahren 1451 und 1708 angefertigt wurde. Da auch diese Abschriften nicht mehr existieren, konnte sich die Geschichtsforschung bisher lediglich auf Überlieferungen von Johann Dietrich von Steinen aus dem Jahre 1757 und von Pfarrer Ostheide aus dem Jahre 1872 stützen.

Während in früheren Darstellungen der Geschichte der Kirche die überlieferten Texte der angeblichen Stiftungsurkunde stets unkritisch übernommen wurden, wurden aber spätestens ab 1956 Zweifel an der Echtheit der Texte laut. Dass der überlieferte Stiftungstext mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit eine Fälschung ist, kann man der in 2008 vorgenommenen Analyse des Historikers Stefan Pätzold entnehmen, welche allerdings nicht die zeitliche Entstehung der Stiepeler Dorfkirche in Frage stellt.

Am Ende des 13. Jahrhunderts wurde die Stiepeler Kirche in einem Indulgenzbrief des Papstes Bonifatius VIII. vom 22. April 1295 mit acht päpstlichen Ablasstagen ausgezeichnet, die jeweils an den Pasch-, Pfingst- und vier Marienfesten zelebriert wurden. Ein Zeichen dafür, dass die alte Stiepeler Wallfahrtskirche schon sehr früh in hohem Ansehen stand, wie es die Zisterzienser des Marienwallfahrtsklosters in Bochum-Stiepel interpretieren, was historisch aber nicht belegbar ist.

1393 übernahm Wennemar Dücker von Simon III. zur Lippe den Hof Stiepel in Verbindung mit dem Haus Kemnade, gefolgt von Dietrich von Romberg zu Massen, der beide Güter als Mitgift bekam. Nach dem Besitzwechsel zu Hermann von der Recke 1418 blieb Stiepel und Kemnade über 200 Jahre im Familienbesitz der von der Recke und ging schließlich 1652 per Heirat über an Johann Georg von Syberg, in dessen Familie das Lehen bis zum Ende der Feudalherrschaft, beendet durch den im Jahr 1810 im Großherzogtum Berg eingeführten Code civil, bestand.

Die Reformation begann in Bochum-Stiepel im Jahre 1596. Doch erst 1610 soll sich der damalige Pfarrer Henricus Cluvenbeck von der römisch-katholischen Kirche gänzlich losgesagt haben und zum lutherischen Glauben übergetreten sein. Seit dieser Zeit ist die Stiepeler Dorfkirche evangelisch.

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Die Stiepeler Dorfkirche stellt heute von ihrem Bautyp her eine Hallenkirche mit zwei Seitenschiffen dar. In ihrer Gründungsphase jedoch wurde die Kirche als eine Saalkirche ausgeführt und erst im späten 12. Jahrhundert zu einer Basilika um- und neugebaut. Ende des 15. Jahrhunderts erfolgte dann der letzte Umbau zur Hallenkirche, wobei der Chor gotisch umgebildet wurde, die Seitenschiffe eine Vergrößerung erfuhren und der Ostgiebel des Kirchenschiffes u.a. eine Fachwerkmauer bekam. Der Turm wurde aufgestockt und durch einen Treppenaufgang an der Nordseite ergänzt.

Das gesamte Mauerwerk des Bauwerks besteht weitestgehend aus dem für die Gegend typischen Ruhrsandstein. Die Mauerung ist mit bearbeiteten Bruchsteinen ausgeführt. Die Fenster der Kirche sind am Kopf des Hauptschiffes gotisch und romanisch im Turm ausgeführt. Die romanischen Fenster der Seitenschiffe wurden beim letzten Umbau den gotischen Fenstern des Hauptschiffes angepasst.

Das Geläut besteht heute aus insgesamt fünf Glocken. Bis 1998 befanden sich im Turm zwei Bochumer Gussstahlglocken und zwei mittelalterliche Bronzeglocken.Die Stiepeler Dorfkirche ist mit Wandmalereien aus dem Hoch- und Spätmittelalter geschmückt. Die Malereien, 1698 als Ausdruck einer neuen Andachtshaltung mit weißer Farbe übertüncht, wurden bei Restaurierungsarbeiten im Jahre 1952 wiederentdeckt, aber nur unzulänglich aufgedeckt und teilweise wieder übermalt. Zwischen 1963 und 1965 wurden dann sämtliche noch erhaltenen Malereien freigelegt, restauriert und konserviert. Letzte Restaurierungsarbeiten fanden 2002 statt. Seitdem gibt die Kirche eine Gesamtvorstellung aller ursprünglichen Ausmalungen des 12. bis 16. Jahrhunderts, die in dieser Form nur in ganz wenigen Kirchen Westfalens zu finden sind.

Die Ausmalungen, die heute frei zu besichtigen sind, bestehen aus Ornamenten, Heiligenbildern und zum Teil aus Biblischen Geschichten. Der überwiegende und älteste Teil der Malereien stammt aus der Erbauungszeit der Basilika 1180/90 und ist der romanischen Epoche der Wandmalerei zuzuordnen. Dazu gehören der Bethlehemische Kindesmord, die Flucht nach Ägypten, der segnende und richtende Christus zwischen Kain und Abel und die Paradiesströme. Weitere Ausmalungen stammen aus dem frühen 13. Jahrhundert, so wie der des Drachenkampfes des Heiligen Georgs aus dem 15. Jahrhundert, der der gotischen Malerei zuzuordnen wird, und die Jüngsten, Christus bei den Pharisäern, die Paradiesgeschichte und Christi Geburt aus dem 16. Jahrhundert, um nur einige zu nennen.

(Der Text entstammt dem Artikel http://de.wikipedia.org/wiki/Dorfkirche_Stiepel aus der freien Enzyklopädie Wikipedia).