Sankt Johann im Pongau

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Rund 60 km südlich der Stadt Salzburg liegt im breiten Tal der Salzach auf 615 m Seehöhe
St. Johann, die Bezirkshauptstadt des Pongaues. In den letzten Jahrzehnten erlebte die Stadt ein überaus starkes Wachstum (1920: 3.360 Einwohner, 1991: 8.855 Einwohner, 2000: 10.261 Einwohner, 2004: 10500 Einwohner).

St. Johann gliedert sich in folgende Ortsteile: Floitensberg, Ginau, Hallmoos, Maschl (Schaidreit), Einöden (Palfnerdörfl, Steg), Plankenau (Alpendorf, Oberalpendorf, Zederberg), Reinbach (Neureinbach, Oberreinbach, Hinterreinbach, Vorderreinbach, Maurach, Halldorf), Rettenstein (Steffelmoos, Obkirchen), Urreiting und St. Johann (Färberau, Obermarkt, Untermarkt, Zaglau).

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Geschichte:


Bereits in der Bronzezeit (ca. 2000 v. Chr.) ist die Umgebung der heutigen Stadt besiedelt, weitere Spuren sind auch aus der Keltenzeit und späteren Römerzeit nachzuweisen. 924 n. Chr. ist das Gebiet des heutigen St. Johann in erzbischöflichen Urkunden aufgezeichnet, aus 1074 gibt es eine Nennung "ad sanctum Johannem in villa".

Die Entwicklung zur Stadt ist ab 1290 belegt, ebenso der Bau und die Einweihung einer Kirche an der heutigen Stelle um 1329. Einen Wochenmarkt erhält St. Johann 1425. Zur Zeit der Bauernkriege 1525/26 schlossen sich die St. Johanner den protestantischen Aufständischen gegen den Erzbischof von Salzburg an, was in der Folge zur Plünderung und Zerstörung des Marktes führte.

Nach positiver Entwicklung im 16. und 17. Jahrhundert (landesfürstliche Sonderrechte und selbst- ständiges Landgericht) erlitt St. Johann am Anfang des 18. Jahrhunderts durch die Ausweisung der Protestanten einen großen Rückschlag. Von den ca. 20.000 Vertriebenen aus dem Pongau, die sich in Ostpreußen und Nordamerika ansiedelten, stammten 2.500 Personen allein aus St. Johann.

809 erlebte die Stadt im Zuge der Napoleonischen Kriege Notzeiten (das Land wurde anschließend erst 1816 Österreich zugehörig). Nach den Franzosenkriegen entstand eine mannigfaltige wirtschaftliche Entwicklung, die durch eine Vielfalt von Gewerben und eine bedeutende Viehzucht gekennzeichnet war. Am 31. Mai 1855 vernichtete ein Großbrand fast den ganzen Ort einschließlich der Kirche, die im neu- gotischen Stil wieder aufgebaut wurde. 1871 stürzte jedoch ihr Turm ein. (Endgültige Fertigstellung des "Pongauer Doms" mit zwei 62 m hohen Türmen 1876.) Als einziges historisches Gebäude aus dem Spätmittelalter ist die "Annakapelle" erhalten geblieben.

Im Ersten Weltkrieg beklagte St. Johann, das damals noch aus einer Markt- und Landgemeinde gebildet wurde (Zusammenschluss 1936), 118 Gefallene. 1929 erhielt St. Johann das Recht zur Führung eines Wappens, das im Schild die Figur des Hl. Johannes zeigt.

Von 1938 bis 1945 musste sich die Gemeinde "Markt Pongau" nennen und während des Zweiten Weltkrieges befanden sich Lager mit Kriegsgefangenen aus Jugoslawien, Frankreich und der UdSSR im Gemeindegebiet, wovon u.a. noch ein Russenfriedhof zeugt.

Nach dem Abzug der US-Truppen 1955 begann im Ort eine rege Bautätigkeit. Die Wirtschaft erlebte einen raschen und beständigen Aufschwung, wobei das Gewerbe, der Dienstleistungszweig, der Handel und der Fremdenverkehr die Stützen bildeten. In der Folge wurde St. Johann Schulmittelpunkt.

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Wirtschaft und Tourismus:


In den letzten Jahren entwickelte sich vor allem der Fremdenverkehr zu einem bedeutenden Wirtschaftszweig. Der Ortsteil Alpendorf ist als "Ferienparadies" und als Einstiegstelle in die Salzburger Sportwelt Amadé weit über die Grenzen des Landes bekannt. Besonderer Beliebtheit erfreut sich die sagenumwobene Schlucht "Liechtensteinklamm", die 1876 für die Öffentlichkeit erschlossen wurde und jährlich über hunderttausend Besucher anlockt.

Als Zentrum des Pongau ist St. Johann Sitz zahlreicher Einrichtungen und Ämter: Bezirkshauptmannschaft mit Bezirksbuchhaltung, Bezirksschulinspektor, Bezirksschulrat, Amtstierarzt, Amtsarzt, Abteilungen Gewerbe- und Baurecht, Umweltschutz, Katastrophenschutz, Forstwirtschaft, amtliche soziale- und psychosoziale Dienste, Polizei und Verkehr und Jugendwohlfahrt sowie Finanzamt, Bezirksgericht und Bezirkspolizeikommando.

St. Johann betreibt außerdem ein Altenheim, zwei Kindergärten, zwei Volksschulen, ein Sonderpädagogisches Zentrum, ein Gymnasium, eine Hauptschule, eine Handelsakademie, eine Polytechnische Schule, eine Landesberufsschule und das Elisabethinum.

Des weiteren ist St. Johann Stützpunkt des österreichischen Bundesheers (Krobatin - Kaserne). Die „Goldhaube“ ist eine militärische Einrichtung in St. Johann. Die Einsatzzentrale Basisraum, wie der amtlich Name für den Regierungsbunker lautet, bietet Raum für Luftraumüberwachung, Speise- und Aufenthaltsräume für Soldaten, eine eigene Wasser- und Stromversorgung. Die kleine „Stadt“ unter der Erde ist vollkommen abgeriegelt von der Außenwelt. Nur berechtigte Militär- und Zivilbedienstete haben Zutritt. In Kriegszeiten ist vorgesehen, dass alle Mitglieder der österreichischen Regierung in diesen Bunker übersiedeln, um von dort aus die Staatsverwaltung zu leiten. Damit ist St. Johann auch ein strategisch wichtiger Punkt.

Aufgrund der guten Verkehrsanbindung ist St. Johann auch für Firmen und als Einkaufsmöglichkeit attraktiv.

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Sehenswürdigkeiten:

Pongauer Dom: Die Pfarrkirche St. Johannes wurde 924 erstmals urkundlich erwähnt. Der heutige Kirchenbau ist ein Wiederaufbau von 1855, nach dem großen Marktbrand: neugotisch mit einem Turm, welcher jedoch 1871 einstürzte. Die Kirche wurde im selben Stil, jedoch zweitürmig wieder aufgebaut. Die neugotischen Altäre beherbergen mehrere spätgotische Figuren. Ein Hauptwerk kirchlicher Architektur im Alpenraum. Im Volksmund wird die Kirche auch als Pongauer Dom bezeichnet. Diese Bezeichnung erklärt sich aus der Bauform des Gebäudes, jedoch nicht aus seiner Geschichte, da die Pfarrkirche zu keiner Zeit Bischofssitz war.


Annakapelle: Links neben dem "Dom" gelegen, ist sie das einzige vom grossen Stadtbrand 1855 verschont gebliebene gotische Sakralgebäude in St. Johann. Die Annakapelle zeichnet sich durch zwei Besonderheiten aus: 1) Ist sie ist eine zweigeschossige Kirche. Da der ursprüngliche Bau aus dem 9. Jahrhundert durch Flugerde langsam verdeckt wurde, wurde ein zweites Stockwerk (der heute benutzte Kirchraum) ca 1340 ausgestockt. 2) Wurde die Annakapelle ab 1980 von der römisch-katholischen Pfarrgemeinde und der evangelischen Pfarrgemeinde unter Kostenteilung gemeinsam renoviert, und wird von beiden Religionsgemeinschaften für Gottesdienste genutzt.
Liechtensteinklamm: Die Liechtensteinklamm (am Ortsrand von St. Johann) ist eine der tiefsten Wildwasserschluchten in den Alpen.


Arthurstollen: Funde deuten auf eine erste Besiedlung des Gebietes in der Bronzezeit ca. 2000 v. Chr hin, speziell die Stollensysteme für den Kupferabbau im "Arthurstollen" und hölzernen Grubeneinbauten, mit einem durch die Radio-Carbon Methode ermittelten Alter von ca. 3000-3700 Jahren.