Kilianskirche (Heilbronn)

Die Kilianskirche in Heilbronn ist eine gotische Hallenkirche aus Heilbronner Sandstein, deren Ursprung mindestens bis ins 11. Jahrhundert zurückreicht. Ihr Westturm von Hans Schweiner gilt als eines der ersten bedeutenden Renaissancebauwerke nördlich der Alpen. In der Kirche befindet sich der Altar von Hans Seyfer aus dem Jahre 1498, der als Meisterleistung der Schnitzkunst der deutschen Spätgotik gilt.

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Bei der Gründung des Bistums Würzburg im Jahre 741 erhielt der neue Bischof im ostfränkischen Raum 24 Kirchen mit allen Pfarr-Rechten und Einkünften. Dazu gehörte auch eine „basilica“ in „villa Helibrunna“. Bei dieser Kirche handelte es sich um eine bis dahin königliche Eigenkirche, die dem damals populären Erzengel Michael geweiht war, der seit dem 5. Jahrhundert insbesondere an Bergheiligtümern verehrt wurde.

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Dies ist urkundlich durch eine auf 741 datierte Schenkung belegt. Diese Urkunde ist insofern von historischer Bedeutung, weil damit nachgewiesen ist, dass es in Heilbronn im Jahre 741 einen Königshof und eine Kirche gab. Diese Heilbronner Michaelsbasilika war in der Zeit der Franken nahe dem für die Stadt namengebenden Brunnen errichtet worden und wurde 889 nochmals urkundlich erwähnt.

Bereits kurz nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wurden die wertvollen Figuren des Seyfer-Altars in der Friedenskirche untergebracht. Später transportierte man diese zusammen mit einigen Glasfenstern des Chores in das Salzbergwerk Kochendorf. Die anderen Kunstschätze wurden zum Teil – wie zum Beispiel der Schrein des Altars oder das Sakramentshaus – in der Kirche selbst durch Ummauerungen gesichert.

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Bereits am 10. September 1944 wurden die Dächer des Chores, des nördlichen Seitenschiffs und der Sakristei durch Brandbomben bei einem amerikanischen Fliegerangriff zerstört. Am 12. Oktober 1944 zerstörte eine Luftmine die Fenster, Teile des Maßwerks der Chorfenster, die südliche Wendeltreppe sowie das Gesprenge des Hochaltars. Am 4. Dezember 1944 wurde die Kirche schließlich beim Luftangriff auf Heilbronn fast vollständig zerstört. Der Westturm und der nördliche Chorturm brannten aus, ebenso wie das Mittelschiff. Der Chor mit Netzgewölbe, die Empore und die Orgel wurden komplett zerstört. Im April 1945 richtete starkes Artilleriefeuer der amerikanischen Armee weitere Schäden, insbesondere an der Westfront, an.

Der Wiederaufbau erfolgte in mehreren Bauabschnitten von 1946 bis 1974. Nachdem 1946 und 1947 zunächst die Trümmer weggeräumt worden waren, begann ab 1948 der Wiederaufbau, der von Professor Hannes Mayer geleitet wurde. Das Mittelschiff und die Seitenschiffe bekamen wieder ein gemeinsames, hohes Dach. Die Chortürme erhielten durch Kupferhauben statt der spitzen Helme wieder das alte Aussehen von vor 1886. Insgesamt wurde auf die neogotischen Elemente der Renovierung des 19. Jahrhunderts weitgehend verzichtet, so dass sich das Äußere der Kirche heute wieder in seiner ursprünglichen Renaissancepracht darstellt. Obwohl die Instandsetzung der Kirche bis zur Wiedereinweihung am 28. November 1965 im Wesentlichen abgeschlossen war, dauerten die Wiederherstellungsarbeiten im Innern und Äußeren noch bis zum 17. November 1974. 1968 wurde die Chororgel eingeweiht und erst am 1. Dezember 1968 der Hochaltar wieder errichtet. Auch die Instandsetzung des Westturmes dauerte bis 1968, die Renovierung der Turmvorhalle bis 1971, des nördlichen Chorturmes bis 1972 und des südlichen bis 1974.

Der Gesamtkirchenraum ist durch das in enger Verbindung mit Bürgerschaft, Kirchen und Denkmalpflege geschaffene Fensterwerk von Charles Crodel geprägt, das bildlich mit dem Wasser des "Heilbronn" verbunden ist, der das Taufbecken speist. Der zum Kirchenensemble gehörende Siebenröhrenbrunnen ist im nördlichen Chorfenster dargestellt.

Bereits ab 1984 waren weitere Sanierungen nötig, als eine der Sandsteinfratzen aus 44 m Höhe herab gestürzt war. Deshalb wurden bis 1987 etwa 100 Steine am Turm erneuert und bis 1992 Sanierungsarbeiten am Hauptportal durchgeführt. Im Jahre 2000 wurde der Verein für die Kilianskirche in Heilbronn e.V. mit Oberbürgermeister Himmelsbach als Vorstandsmitglied gegründet, dessen Vorsitz Lothar Späth und ab 2003 Hans Hambücher übernahmen. Diese Initiative hat "die ideelle und finanzielle Förderung zur Erhaltung des Baudenkmals Kilianskirche in Heilbronn" zur Aufgabe. Von Sommer 2003 bis zum Sommer 2005 wurden umfangreiche Sanierungsarbeiten am Westturm der Kirche ausgeführt. Dabei wendete man auch spezielle Methoden wie die Muschelkalk-Konservierung und die Verwendung eines neuartigen Steinklebers an. Bei dem letztgenannten Verfahren wurden nicht komplette Steine ausgetauscht, sondern nur Teilstücke, so genannte Vierungen, die mit einem neu entwickelten silikatischen Steinkleber eingeklebt wurden.