Die Geschichte von Dissen (Dissen-Striesow)

Großstädter, die mal einen Storch zu Gesicht bekommen wollen, sollten nach Dissen fahren – weithin bekannt als Paradies für Adebare und eines der fünf wichtigsten deutschen Storchendörfer. Die von April bis August angebotene Storchentour führt an bis zu 21 Horsten vorbei. Ein Feuchtbiotop bietet Fröschen, Kröten, Mäusen und anderen Kleintieren Lebensraum und damit den Störchen Nahrung. Wenn nicht gerade Nebel (altsorbisch „dech“, worauf sich der Name Dissen zurückführen lässt) den Blick trübt, sind mit etwas Glück auch Turmfalke, Schleiereule und Rotmilan zu sehen.

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1449 wird Dissen in einer Urkunde als Teil der Mark Brandenburg erstmals erwähnt. 1585 gehört der Ort als Domäne des Kurfürsten von Brandenburg zum Amt Sielow, später zum Amt Cottbus. Der Prediger Georg Blasius ist 1570 der erste evangelische Pfarrer im Ort. 1772 wird nach einem Brand die heutige Fachwerkkirche erbaut. Mitte des 19. Jahrhunderts gibt Pfarrer Kito Pank die erste wendische Zeitung „Bramborski serski casnik“ heraus. Seit 1880 bemühen sich Staat und Schule um die Ausbreitung der deutschen Sprache; damals beherrschen noch alle Einwohner die wendische Sprache. Heute sind es rund 20 Prozent.

1937 wird das Gotteshaus gegen den Widerstand des Konsistoriums an den Emporen mit Bibelsprüchen in Wendisch und floraler Deckenmalerei dekoriert. 1941 hält Pfarrer Bogumil Šwjela (Gotthold Schwela) die letzten Gottesdienste in wendischer Sprache, bevor diese von der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg verboten werden. Bis Mitte der 1950er Jahre ist Wendisch Umgangssprache im Dorf. Auf Initiative junger Christen aus Dissen beginnt 1987 die Wiederbelebung des wendischen Kirchenlebens in der Niederlausitz.

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In der ehemaligen Dorfschule, dem heutigen Heimatmuseum, befindet sich eine ständige Ausstellung zum Leben der wendisch-sorbischen Bauern, in der man alte bäuerliche Geräte und Hausrat, aber auch 15 Varianten der wendischen Tracht sehen kann (Foto l.). In Führungen und verschiedenen Programmen erfahren Kinder und Erwachsene Wissenswertes über die Traditionen des Spreewaldes. Das Museum ist Touristen ein guter Partner bei der Planung von Ein- und Mehrtagesfahrten. Sonderaustellungen, Konzerte, Lesungen und die jährliche Museumsnacht bereichern das Kulturangebot im Ort.

Im Dorf werden natürlich die niedersorbischen Traditionen wie der Zapust (Fastnacht) im Februar, Osterfeuer, Maibaumstellen und nach der Ernte das Hahnrupfen gepflegt. Zu vielen Anlässen tragen die Mädchen und Frauen ihre schönen Festtagstrachten.

Wer Dissen verbunden mit speziellen Angeboten erleben möchte, kann sich an das Heimatmuseum, Hauptstraße 32, 03096 Dissen-Striesow (Tel. 035606/256, Fax 237) wenden, das ein individuelles Programm zusammenstellt. Das Museum ist dienstags bis donnerstags von 9 bis 12 Uhr und 13 bis 16 Uhr geöffnet, von Ostern bis Oktober auch sonntags von 14 bis 17 Uhr. Andere Besuchszeiten können natürlich vereinbart werden.