Der Lipper ist beständig. Er bewahrt, wirft nichts weg und baut nicht gerne um. Diese Tugend hemmt zuweilen den Fortschritt, die städtischen Kleinode hat sie aber gerettet.
Sie stammen aus dem 13. Jahrhundert, als Stadtgründungen in der Region am Reißbrett geplant wurden.
Der Cheruskerweg führt z.B. bogenförmig auf vorderer bzw. hinterer Straße um den historischen Kern von Lemgo und Detmold herum. Am Stadttor vereinigen sich die Seitenwege wieder mit der Mittelstraße. Nach diesem Lippischen Drei-Straßen-Schema wurden auch Blomberg und Lügde angelegt
Die städtebauliche Besonderheit ist Teil der lippischen Schatzkiste.
Lipper Panoramen! Unterhalb des Grafenblicks am Burgbergweg breitet sich das rote Dächermeer von Schwalenberg aus. Wie ein Schwalbennest schmiegt sich die Maler- und Trachtenstadt an den Burgberg. Das Ackerbürgerstädtchen brilliert mit einer geschlossenen Fachwerklandschaft. Wünsche, Hoffnungen und gottesfürchtige Sprüche prangen von den Balken. Reichlich verzierte Schmuckgiebel mit bunten Fächerrosetten, verschnörkelt rankenden Blumenmotiven und filigranem Zahn-schnitt erinnern an die Blütezeit der Weserrenaissance.
Auf Handelswegen gelangte das italienische Vorbild bis an die Weser und ins LipperLand. Die originalen Steinverzierungen ersetzten die Lipper einfach durch Holz. Der Lipper begnügt sich eben mit dem, was ihm zur Verfügung steht.
Zu bestaunen gibt es in Schwalenberg noch mehr: Zu Beginn des 20. Jahrhunderts strömten zahlreiche Freiluftmaler hierher, um sich vom besonderen Licht über der Mörth inspirieren zu lassen. Schwebt ihr Geist noch in der Luft?
Galerien und Kunstausstellungen gibt es jedenfalls an jeder Ecke. Im Robert Koepke Haus kann man zudem hinter die Fassade eines typisch lippischen Vierständerfachwerkhauses blicken.
Der dreigeteilte Bau wurde früher vielfältig genutzt: In den vorderen Seitenschiffen wurde geschlafen, gekocht und gegessen, der hintere Gebäudeteil beherbergte das Vieh und im vorderen Mittelschiff stand der Erntewagen. Heute sind im gesamten Haus wechselnde Ausstellungen zu sehen. Die großen, üppig verzierten Torbögen in der Front stechen im ganzen Lipper Land ins Auge. Durch sie bugsierten die städtischen Landwirte den Ertrag ihrer Felder. Mit der Plögge – einem hölzernen Flaschenzug mit Haken – wurde die Ladung auf den Boden verfrachtet. Doch wozu die halbrunden Steine im Portal? Ganz einfach: Es waren Radabweiser für die großen hölzernen Räder meist schwerbeladenen Fuhrwerke.
Der Lipper hängt an seinem Land. Er hegt und pflegt Vergangenes, ob Burg, Schloß oder Windmühle.
So verliehen die Bavenhausener ihrem 150jährigen Wahrzeichen liebevoll wieder Flügel, die sie einst bei einem Gewitter opfern mußte. Weit schweift der Blick über die sanften Hügelkuppen des Kalletals, die sich nach Norden bis zur Weser hinunterziehen. Gelblich leuchten die Kornfelder. Den Wanderer zieht es weiter auf dem schönen Kalletalpfad, begierig auf den nächsten Ausblick.
Von der sonst üblichen Zersiedelung ganzer Landstriche keine Spur, statt dessen intakte ländliche Strukturen im ganzen Land. Es gibt noch viele Schätze auszugraben, doch man muß sie aufspüren. Am besten per pedes. Der Lipper gibt sie ungern her.