Regiswindiskirche (Lauffen am Neckar)

Die Regiswindiskirche in Lauffen am Neckar im Landkreis Heilbronn im nördlichen Baden-Württemberg ist eine evangelische Pfarrkirche. Vorgängerbauten gehen bis in das 8. Jahrhundert zurück und waren dem Heiligen Martin geweiht. Ab 1227 entstand ein der Heiligen Regiswindis geweihter Bau, der nach einem Brand 1564 in seine heutige Gestalt umgebaut wurde. Neben der Kirche befindet sich eine alte Friedhofskapelle, in die um 1880 der steinerne Regiswindis-Schrein aus dem 13. Jahrhundert verbracht wurde und die seitdem als Regiswindiskapelle bezeichnet wird.

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Eine erste Kirche auf dem Felsen oberhalb des linken Neckarufers in Lauffen wurde vermutlich um das Jahr 700 errichtet. Diese wohl hölzerne Kirche war dem Hl. Martin geweiht und kam zwischen 741 und 747 durch eine Schenkung des fränkischen Hausmeiers Karlmann in den Besitz des Stifts Würzburg. Nachdem um das Jahr 839 Regiswindis, die Tochter des Grafen Ernst vom Nordgau ermordet und auf dem Friedhof bei der Kirche bestattet worden war, ließ Bischof Hunbert von Würzburg ein erstes steinernes Kirchlein errichten. Die Lage der Kirche auf dem Felsen gab dem Gebäude jeher den Charakter einer Wehrkirche. Ein Tympanonrelief mit dem Hl. Martin aus der Zeit um 1100 im Württembergischen Landesmuseum könnte von einem erneuten Kirchenneubau um 1100 künden.

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Mit dem Bau der heutigen Kirche wurde mit der Grundsteinlegung im Jahr 1227 begonnen, von der eine Inschrift auf dem steinernen Schrein für die Gebeine der in jenem Jahr heiliggesprochenen Grafentochter kündet.

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Der Bau zog sich längere Zeit hin. Aufgrund architektonischer Gegebenheiten der ehemaligen Basilika fanden umfangreiche Baumaßnahmen eventuell sogar erst nach 1275 statt. Spätestens 1293 war der Ostteil der Kirche vollendet, da in jenem Jahr eine Altarstiftung erfolgte. 1341 rief Pfarrer Gebhard zu Spenden für den Ausbau der Kirche auf, so dass der Rohbau damals wohl abgeschlossen war. 1506 wurde eine Sonnenuhr an der Westseite der Kirche angebracht, 1507 entstand die heute noch fragmentarisch erhaltene Ölberggruppe von Hans Seyfer. 1525 kam es zu Beschädigungen in der Kirche, als während des Bauernkriegs aufgebrachte Bauern fünf Altäre zerstörten. 1527 wurden die Gebeine der Regiswindis in einen silbernen Schrein umgebettet, der in einem steinernen Schrank an der nördlichen Chorwand aufgestellt wurde. Der alte Steinschrein von 1227 wurde daraufhin auf dem umliegenden Friedhof aufgestellt. Nach der Schlacht bei Lauffen im Jahr 1534 kam der wertvolle Silberschrein abhanden. Die Gebeine der Heiligen wurden danach in einem Zinnsarg aufbewahrt, der jedoch auch wenig später verschwand.

Am 5. September 1564 brannte die Kirche nach Blitzschlag nieder. Die Chronik vermerkt über das Ausmaß des Brandes ausdrücklich, dass auch Steine und Säulen verbrannt sind. Das heutige Kirchengebäude geht auf den Wiederaufbau der Kirche ab 1567 im Stil der Spätgotik zurück. Die ursprünglich gewölbte Decke wurde dabei durch eine flache Decke ersetzt, so dass sich die Kirche seitdem als dreischiffige Hallenkirche präsentiert. Aus der Zeit des Wiederaufbaus stammen auch die 1957 freigelegten Wandmalereien.

Die Kirche wurde im Laufe der Zeit vielfach umgestaltet. Im späten 18. Jahrhundert wurde die Ausmalung der Kirche übertüncht. Im Chor und den Seitenschiffen wurden (heute bereits wieder entfernte) Emporen eingezogen und die Kirche wurde barockisiert, wobei die Decke auch als Stuckdecke ausgestaltet wurde. 1876 wurde das Kircheninnere erneut umgestaltet, dabei erhielten Wände und Pfeiler einen Anstrich aus grauer Ölfarbe. Um 1930 wurde die Kirche bei Innen- und Aussenrenovierungen abermals leicht umgestaltet. Seine heutige Gestaltung erhielt das Kircheninnere im Wesentlichen bei einer umfassenden Renovierung von 1957, der sich seitdem viele weitere Renovierungsmaßnahmen angeschlossen haben. Eine besonders umfassende Sanierung, die nicht nur den Chor der Kirche, sondern auch das Ölberg-Fragment sowie die den Kirchberg umgebende Mauer betraf, fand 2008/09 statt.