Heiliggeistkirche


Die Heiliggeistkirche ist die größte und bedeutendste Kirche in Heidelberg. Sie steht am Marktplatz mitten in der Altstadt, nicht weit vom Heidelberger Schloss entfernt. Ihr Turm beherrscht und prägt – zusammen mit dem achteckigen Glockenturm des Schlosses – das Stadtbild. Die aus rotem Neckartäler Sandstein gebaute gotische Hallenkirche mit barockem Dach und barocker Turmhaube gilt als „völlig singuläres Bauwerk von hohem künstlerischem Rang“.

Die Kirche wurde von 1398 bis 1515 errichtet und war als Grablege der Kurfürsten von der Pfalz und als repräsentatives Gotteshaus der kurpfälzischen Residenzstadt geplant. Bei schweren Zerstörungen im Pfälzischen Erbfolgekrieg wurden die Fürstengräber verwüstet, sodass sich heute nur noch das Grab des Erbauers des Chores der Kirche, Kurfürst Ruprecht III., der als Ruprecht I. deutscher König war, in der Kirche befindet. Bekannt ist die Heiliggeistkirche auch als einstiger Standort der Bibliotheca Palatina sowie wegen ihrer wechselvollen, eng mit der Geschichte Heidelbergs verknüpften, konfessionellen Geschichte. Von 1706 bis 1936 war die Kirche durch eine Scheidemauer in zwei Teile geteilt. Das Langhaus war protestantisch, der Chor katholisch. Seit 1936 gehört die gesamte Kirche zur Evangelischen Landeskirche in Baden.

Bildurheber: Gernot Keller;Quelle: wikimedia commons


Der Innenraum der Heiliggeistkirche ist einer der eindrucksvollsten spätgotischen Kirchenräume in Süddeutschland. Charakteristisch ist der Kontrast zwischen dem diffusen Licht des Langhauses und der strahlenden Helligkeit des Chores. Schiff und Chor sind durch einen Triumphbogen getrennt.

Die ursprünglich reiche Ausstattung der Kirche mit prächtigen Altären, Heiligenbildern, Taufsteinen und Orgeln wurde während zweier Bilderstürme unter Ottheinrich und Friedrich III. entfernt und zerstört, was zu einem „unersetzlichen Kunstverlust“ führte. Der heutige karge Innenraum entspricht somit nicht dem ursprünglichen Zustand.

Bildurheber: 4028mdk09; Quelle: wikimedia commons


An der Decke im Mittelschiff und in den Seitenschiffen sind Blattwerk und farbige Schlusssteine angebracht. Ein Gemälde aus dem 15. Jahrhundert in einer Deckenwölbung des Mittelschiffs zeigt ein Engelskonzert:

Acht Engel mit verschiedenen Musikinstrumenten sind dargestellt. Während einer Restaurierung in den 1950er Jahren fügte der Heidelberger Maler Harry MacLean bei einem Engel ein Fagott als Reminiszenz an die Gegenwart hinzu. Im Binnenchor befindet sich ein Schlussstein mit Reichsadler und ein weiterer mit dem kurpfälzischen Wappen. Ein ebenfalls aus dem 15. Jahrhundert stammendes Gemälde mit den Wappen der Kraichgauer und Oderwälder Ritter in einer Turniergesellschaft unter dem Heiligen Georg befindet sich an der Westwand des südlichen Chorseitenschiffs. Der Schlussstein der ehemaligen Marienkapelle im letzten Joch des südlichen Seitenschiffs ist umgeben von Malereien aus dem 15. Jahrhundert. Aus den 1950er Jahren stammt das Gemälde von Harry MacLean im Scheidebogen, das die Drei Männer im Feuerofen zeig