Ein Stück vom Paradies - der Pinzgau

Bildurheber: Fotograf Dietmar Sochor

Carl Zuckmayr selbst verlieh der Region Pinzgau-Pongau einst die Bezeichnung

 

"Ein Stück vom Paradies".


Geschichtliches:

Erste Beweise für eine Besiedlung im Pinzgau werden auf die ausgehende Steinzeit datiert. Eine stärkere Siedlungstätigkeit vermutet man aber erst mit den Kelten, die während der Eisenzeit in die Region einzogen. Die Römer hinterließen nur wenige sichtbare Spuren. Ab dem 6.Jh. gehörte das Land zum Herzogtum Bayern und die germanische Landname führte zu Ortsnamen mit der Endung "-ing" und der Verbreitung des Einheitshauses, welches Stallungen und Wohnungen unter ein Dach brachte. Erste urkundliche Erwähnung erfuhr der Pongau 750, der Pinzgau 923, also zu der Zeit der Grafschaften, Gerichte und Vogteien. Später nahm der Einfluss der Salzburger Erzbischöfe zu. 1328 wurde Salzburg zu einem selbstständigen Pufferstaat zwischen Bayern und Habsburgerreich und bald fand Saalfelden als Marktort erste urkundliche Erwähnung.

Im 16.Jh. kam es zu Hexenverbrennungen und Bauernaufständen. Das Gasteinertal florierte infolge des Goldabbaus. 1803 geriet das Fürstentum an Großherzog Ferdinand III. von Toskana, 1805 an Österreich und 1810 an Bayern. 1811 zerstörte ein Feuer Saalfelden beinahe komplett. Nach Heimkehr der Region ins Habsburger Reich versprach Kaiser Franz I. den Pinzgauern den Bau umfassender Entwässerungsanlagen, um der stets drohenden Hochwassergefahr Einhalt zu gebieten. Der Handel bahnte sich seine Wege immer mehr durch den Pongau. Der Marktort Saalfelden gewann erst wieder mit dem Eisenbahnanschluss 1875 an Bedeutung. Bedauerlicherweise setzte man der Naziherrschaft kaum etwas entgegen, in Sankt Johann entstand sogar ein Kriegsgefangenenlager der Wehrmacht. 1955 zogen die US-Besatzer ab. Saalfelden wurde im Jahr 2000 zur Stadt erhoben. Neuere Katastrophenschäden hinterließen das Alpenhochwasser 2005 und heftige Unwetter 2006.

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Vor allem die Gebirgszüge der Hohen Tauern im Süden sind beeindruckend. Ihr Hauptkamm bildet die geographische Mitte der Ostalpen und formt die höchsten österreichischen Gipfel. Innerhalb der Region befindet sich davon allerdings "nur" der vierthöchste Berg des Landes, der Großvenediger mit stolzen 3.666m. Die Eisgrenze liegt bei zirka 2.800m, so dass Krimmlerkees, Obersulzbachkees, Habachkees, Sonnblickkees oder Karlingerkees nur stellvertretend für die vielen Gletscher stehen. Die Radstädter Tauern (Mosermandl: 2.680m) als Teil der Niederen Tauern sowie die Zillertaler Alpen (Reichenspitze: 3.303m) komplettieren den Zentralalpenriegel im Süden.

Zu den Gebirgsgruppen der Nördlichen Kalkalpen zählen Dachstein (Torstein: 2.948m), Tennengebirge (Raucheck: 2.430m), Berchtesgadener Alpen (Hochkönig: 2.941m), Loferer und Leoganger Steinberge (Großes Ochsenhorn: 2.511m; Birnhorn: 2.634m) und Kitzbüheler Alpen (Salzachgeier: 2.466m). Die Lamprechtshöhle bei Weißbach ist mit 35km Ausdehnung eines der größten Höhlensysteme Europas.

Ganz im Norden finden die Chiemgauer Alpen am Sonntagshorn bei bescheideneren 1.961m ihren Höhepunkt.

Bildurheber: Dietmar Sochor


Die in der Eiszeit breit ausgehobelten Haupttäler werden von den im Pinzgau entspringenden Flüssen Salzach und Saalach durchflossen. Ihre Einzugsgebiete sind nur von einer unscheinbaren Talwasserscheide getrennt. Aus den Tauern fließen der Salzach Krimmler und Fuscher Ache sowie Groß- und Kleinarlbach zu. Allein die Krimmler Ache weist ein Einzugsgebiet von 110km² mit 23 Gletschern auf und führt in der warmen Jahreszeit bis zu über 80 m³ Wasser pro Sekunde. Über drei Katarakte stürzt es mit ohrenbetäubendem Lärm über 380m in die Tiefe und bildet so den größten Wasserfall Europas. Die Enns, die immerhin das fünftgrößte Einzugsgebiet Österreichs umfasst, entspringt im Pongau. Die Wasserläufe bilden auch herrliche Klammen aus, so Salzachöfen, Sigmund-Thun-Klamm, Liechtensteinklamm, Vorderkaserklamm und Kitzlochklamm.


Da nur noch 58% der Salzburger Flora als nicht gefährdet gelten, sind die vielen Schutzregionen in Pinzgau-Pongau besonders kostbar. Der größte österreichische Nationalpark Hohe Tauern weist außergewöhnliche Artenvielfalt in Fauna und Flora auf. Punktierter und Stängelloser Enzian, Blauer Eisenhut, Gletscher-Hahnenfuß, Trollblume, Gletscher-Fingerkraut oder Schwarzes Kohlröschen sowie große Lärchen- und Zirbenbestände mögen hier Erwähnung finden (Natura 2000).

Relativ groß ist mit 237km² auch das Naturschutzgebiet Kalkhochalpen, welches für eine extrem reiche Avifauna mit Schneefink, Steinadler, Wanderfalke, Birk- und Auerhuhn, Uhu oder Wasseramsel bekannt ist. Alle genannten Vögel stehen auf der Roten Liste. Weitere Europaschutz-, FFH- und Vogelschutzgebiete bestätigen den hohen ökologischen Wert dieser Region.

Die klimatischen Differenzen sind so groß wie die Höhenunterschiede, so weist Zell am See (766m) Jahreswerte von 7,0°C Temperatur, 1.078mm Niederschlag und 1.586 Sonnenstunden auf. Der Hausberg von Zell am See, die Schmittenhöhe auf 1.973m, misst dagegen 1,9°C und 1.488mm. Informationen zu Klima und Observatorium am Sonnblick können in der Beschreibung Oberkärntens nachgelesen werden.

Die Nuts-3-Region vereint die Politischen Bezirke Sankt Johann im Pongau und Zell am See und ist heute mit 37 Einwohnern pro km² recht dünn besiedelt. Das BIP/Kopf liegt bei 24.157 € (Rang 55 alpenweit), die Arbeitslosenquote bei 3,7%.

68% der Berufstätigen arbeiten in der Dienstleistungsbranche, und dort vorwiegend in Beherbergungs- und Gaststättenwesen, Handel und Instandsetzung, Verkehr und Nachrichtenübermittlung, Gesundheits- und Sozialwesen sowie Erziehung und Unterricht. 27% haben Arbeitsplätze im Sekundären Sektor, vor allem in Bauwesen, Herstellung von Möbeln, Schmuck, Musikinstrumenten und Recycling, Nahrungs-, Genussmittel- und Getränkeproduktion, Be- und Verarbeitung von Holz (ohne Möbel) sowie Metallproduktion, -bearbeitung und Herstellung von Metallerzeugnissen. Die hohe Zahl an Speicherseen, wie Mooserboden, Wasserfallboden, Tauernmoos oder Durlaßboden, sowie das große Kraftwerk Kaprun bedingen eine ebenfalls erhebliche Zahl an Stellen in der Energie- und Wasserversorgung.

Bildurheber: Fotograf Dietmar Sochor

Dass noch immer 6% der Erwerbstätigen die Landschaft agrarisch pflegen, erklärt einen Teil ihres hohen touristischen Werts. Zunehmend setzt sich die Erkenntnis durch, dieses Potenzial qualitativ hochwertig und nachhaltig zu nutzen, denn gerade der Pongau als fremdenverkehrsintensivster Bezirk Österreichs kennt bei über 8 Mio. Übernachtungen auch die Schattenseiten des Tourismus.

Angeblich begann alles im Jahr 1898, als ein Knecht mit Skiern in seine Pinzgauer Heimat zurückkehrte. Heute besitzt Saalbach-Hinterglemm einen hervorragenden Ruf unter Skifreunden weltweit. Große Skiregionen finden sich aber überall - von Ski Amadé über Gasteinertal und Obertauern bis zur Zillertalarena (vergleiche Tiroler Unterland). Der Gletscher am Kitzsteinhorn bietet ein beliebtes Ganzjahresskigebiet. Die kleineren Liftanlagen haben ihren besonderen Reiz, so im Heutal oder in der Weißseegletscherwelt. Die Vierschanzentournee endet alljährlich in Bischofshofen, nordischer Skisport lässt sich aber in Form von Langlauf allerorten ausüben. Für die Erfrischung danach sorgen Zeller See und die zahlreichen Bäder, allen voran die Alpen Therme Gastein.

Auf den Salzburger Wanderpfaden gelangt man zu über 550 Almen, auf denen Pongauer Sauerkäse, Pinzgauer Bierkäse, "Schott-Suppe", Brot, Speck und Enzianschnaps warten. Die Herzen von Kulturfreunden schlagen bei Perchtenumzügen, "Ranggeln" (Ringkampf), Bauernherbst, Almabtrieben oder bunten Trachten höher. Im Hauptort Saalfelden am Steinernen Meer lohnen die Besuche der Pfarrkirche mit dem spätgotischen Flügelaltar (16.Jh.) und des in Schloss Ritzen (14.Jh.) untergebrachten Pinzgauer Heimatmuseums. Hier bestaunt man die größte Krippensammlung des Landes. In Sankt Johann gehört der Besuch des "Pongauer Domes", der Pfarrkirche St. Johannes (19.Jh.), ebenso zum Programm wie der Gang durch die prähistorische Grubenanlage des Arthurstollens. In Zell am See bestechen der Marktplatz sowie die Fresken der gotischen Pfarrkirche Sankt Hippolyt (14.Jh.). Museen zu den Themen Heimat, alpines Leben, Bergbau und Skisport runden das Angebot der Region ab.
(aus Tirol Atlas)

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Flächenmäßig ist der Pinzgau der größte Salzburger Bezirk. Im allgemeinen Sprachgebrauch wird in der Regel vom Bezirk Zell am See gesprochen. Das Wort Gau hat Tradition und wurde deshalb beibehalten. Im Osten grenzt der Pinzgau an den Pongau, im Norden und Nord-Osten an den bayrischen Landkreis Berchtesgadener Land und im Westen an die Nordtiroler Bezirke Schwaz und Kitzbühel. Im Süden grenzt der Pinzgau an das zu Italien gehörende Südtirol, wo sich auch das Dreiländereck befindet,ebenso an den Osttiroler Bezirk Lienz und den Kärtner Bezirk Spittal an der Drau.

Im Pinzgau befinden sich drei Städte: Mittersil, Saalfelden und Zell am See, sowie 25 Gemeinden, nämlich die Marktgemeinden: Lofer, Neukirchen am Großvenediger, Rauris, Taxenbach, Dienten, Bramberg, Bruck an der Großglocknerstraße, Fusch an der Großglocknerstraße, Hollersbach, Kaprun, Krimml, Lend, Leogang, Maishofen, Maria Alm, Niedernsill, Piesendorf, Saalbach- Hinterglemm, St.Martin bei Lofer, Stuhlfelden, Unken, Uttendorf, Viehhofen, Wald im Pinzgau, Weißbach bei Lofer.